Evening / something about poetry. Zweite Szene.

Sie saß in der linken Ecke des riesigen schwarzen Sofas und drückte ein kleines weißes Kissen an sich, den Kopf auf die angezogenen Knie gestützt. Die Sonne schien durch das geöffnete Fenster.

Plötzlich tauchte er vor ihren geschlossenen Augen auf. Irritiert blinzelte sie, doch sein Bild verschwand nicht. Gott, hatte sie lange nicht mehr an ihn gedacht. Wie es ihm wohl ging? Lange, seit Ewigkeiten, nichts mehr von ihm gehört. Leise lachte sie in sich hinein.

Seltsam, dass die Leute immer noch glaubten, das Leben sei nichts als eine Sammlung von Geraden, die einander irgendwann kurz kreuzten, weil das Geraden eben in der Mathematik spätestens in der Unendlichkeit tun. Weil es sich nicht vermeiden ließ. Und danach weiter ihres Weges gingen.
Am Ende blieb es doch nie bei einer Straßenkreuzung – für eine gewisse Zeit bildeten die beiden Geraden immer Parallelen. Drifteten zwar irgendwann auseinander, ihre Wege verliefen aber länger in der Nähe des anderen als die meisten Leute dachten. Denn war man nicht auch dann jemandem nahe, wenn man ihn nicht berührte (was Parallelen bekanntermaßen nie tun)? Reichte es nicht, an denjenigen zu denken?

Irgendwann war sie in die andere Richtung weitergegangen, damals hatte sie gedacht, wie man so schön sagt, “unsere Wege haben sich getrennt”.
Ein leises, höhnisches Lachen. Es war nicht so gewesen. Stundenlang hatte sie anfangs … an ihn gedacht, ihn gehasst, von ihm geträumt. Und je mehr sie versucht hatte, zu vergessen, umso mehr hatte sie an das gedacht, woran sie nicht mehr hatte denken wollen. Dieses Denken, Hassen, Träumen ging länger als ihr lieb war.

Und nun war er hier auf ihrem Sofa.

Sie lächelte ihren rechten Handrücken an. Das alles war schon Ewigkeiten, scheinbar Lichtjahre her. Es verwunderte sie ihre eigene Sehnsucht nach etwas, das sie noch nicht einmal mit den Fingerspitzen greifen konnte und für das sie keine Worte hatte.

Soundtrack:

One comment

  1. zum Glueck vertraue ich diesen profilerstellenden Psychoseiten nicht. Da will mir doch last.fm tatsaechlich erzaehlen ich wuerde deine Musik nicht moegen. Komisch, ich sehe das eigentlich anders…Da ich den letzten Kuchen wohl verpasst habe, muss ich ja jetzt auf den naechsten warten – hoffentlich gibt es den nicht erst naechstes Jahr…Er sah jedenfalls zum Reinbeissen aus – am liebsten mag ich ja immer diese Obst-Sahnecreme, auch wenn sich das auf den “love handles” (ich liebe diesen Begriff) immer so bemerkbar macht 😉

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