Es war Mitte August. Es regnete. Ihre Haut hatte schon wieder die porzellanfarbene, kalte Blässe des Winters.
Fünf Stunden dieses Sommers hatte sie bisher beim Baden verbracht. Einmal, an einem sehr heißen Tag, war sie im Fluss beim Kloster schwimmen gegangen, von der Kühle des Wassers hatte sie am ganzen Körper eine Gänsehaut bekommen.
Und jetzt lag sie auf ihrem Bett und träumte vom letzten Sommer, während der Regen vom Himmel rann. Der vergangene Sommer war ihr Sommer gewesen.
Alles war so leicht gewesen, so unbeschwert. Abends waren sie zum Schwimmen gegangen, wer gerade Zeit hatte, ging mit, oft waren sie auch nur zu zweit. Sie lagen am Waldrand in der Sonne, schwammen eine Runde und spielten “wer-bleibt-länger” im eiskalten Wasser, ließen sich danach von der Wärme trocknen.
Sie redeten über Vergangenheit, Zukunft, Gegenwart, worüber man so sprach, wenn man jung war und alle Türen aufredete. Nach dem Baden aßen sie Mousse au chocolat mit Obstsalat, wuschelten sich mit rauen Handtüchern durch die Haare und fuhren mit offenen Fenstern durch die Felder nach Hause. Der Fahrtwind wehte ihre Haare trocken.
Sie hatte sich zum ersten Mal richtig wohl gefühlt in ihrer Haut.
Eines Abends trafen sie sich zum Grillen. Es wurde einer der Abende, die man nie wieder so erlebt, deren Stimmung, Atmosphäre, Spannung nicht konserviert werden können. Sie saßen am Hang, diskutierten über Gott und die Welt. Gingen um den See spazieren, es waren vielleicht 300 Schritte, sammelten Glühwürmchen und gaben ihnen Namen.
Sie hatte nicht viel nachgedacht damals. Getan, wonach ihr der Sinn stand, gefahren, so weit ihre Tankfüllung reichte, immer die Nase im Wind, hatte gesagt, was ihr in den Kopf kam. Hatte sich frei gefühlt von Bindungen, Verpflichtungen, eine ungekannte Leichtigkeit in sich verspürt.
Vieles hatte sich verändert seitdem.
Entscheidungen waren gefallen, die während des Sommers noch in der Schwebe gewesen waren und alles unverfänglicher gemacht hatten. Mehr Schwere in ihrem Leben nahm dem Schwimmring der Freiheit inzwischen die Luft.
Und das erste Mal in ihrem Leben dachte sie mit einer Schwermut an ein paar Augenblicke zurück, die ihr einen Kloß in die Kehle trieb.
Well, well… < HREF="http://en.wikipedia.org/wiki/As_Time_Goes_By_(song)" REL="nofollow">as time goes by…<>