Wir waren da, wo die Luft am heißesten und der Tag am dunkelsten war, so dunkel, dass die Motten längst gegangen waren. Wo die Menschen aussahen wie große, dunkle Laternen mit Augen oder lange, schmale Bäume, und wo sich die Füchse hinter Holzverschlägen trafen. Wir haben den Rausch mitgemacht, den Exzess ganz oben mitgenommen, uns… Continue reading

Explizit ist das neue implizit

Nichts mehr sagen. Und stattdesssen: mit G. im Wohnzimmer sitzen, Beat Loops anhören und ihm eine große Karriere im Eurodance-Business versprechen. Eine Choreographie einstudieren und vor Lachen fast vom Sofa fallen. Zu viel Kaffee trinken. Die Katze beneiden, die sich zu einem wollenen Ball zusammengerollt hat. Ein Interview führen. Nach Amerika telefonieren. Singen. Eine Postkarte… Continue reading Explizit ist das neue implizit

Radio, Radio

Ich bin seit noch nicht einmal 24 Stunden von einer Reise nach Lanzarote zurück, ich habe drei Pullover an und ich versuche, den Temperatursturz um 30 Grad zu verarbeiten. Jedenfalls, machen wir es kurz: am Montag, also morgen, bin ich ab 22 Uhr bei Radio Fritz zu Gast. Wir reden übers Alleinereisen und diesen Text… Continue reading Radio, Radio

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Der Mond, der Arsch

Es ist ein Wochenende, es ist schon spät am Abend, ich bin schon wieder auf einer Party, obwohl ich sonst nie auf Parties gehe, und ich komme ins Wundern. Ich wundere mich, dass es nichts Neues gibt, nur die selben Klamotten wie in der letzten Woche, die selben Tricks, die selben Sprüche wie in den… Continue reading Der Mond, der Arsch

Zwei null eins vier

31.12., 23:44 Uhr. Komm, wir bleiben im Bett und stoßen mit Kräutertee an. 23:58 Uhr. Ein Glas für die Dame, ein Glas für den Herrn. Das Sektglas in die Hand, loslaufen, noch zwei Minuten, durch den Raum mit den Ledersesseln, Terrassentür auf. Raus. 23:59 Uhr. Der See liegt still zwischen den Bäumen. Blick aufs iPhone,… Continue reading Zwei null eins vier

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Ich reise allein

Alleine zu reisen bedeutet für mich daher auch, dass ich mir immer wieder bewusst mache, dass ich bisweilen den sozialen Stecker ziehen muss, damit es mir gut geht, und dann irgendwo hinfahre, wo es schön ist und ich wieder Kräfte sammeln kann. Das Tolle ist: egal was vorher alles los war – spätestens nach drei… Continue reading Ich reise allein

Spekulatius vom Wühltisch

(Symbolbild) Zum ersten Mal seit vielen Jahren habe ich Spekulatius nicht selbst gebacken, sondern gekauft. Am Samstag, den 14. Dezember, war ich im Supermarkt, ich wollte Milch kaufen, fand aber plötzlich den Gedanken an Kekse sehr viel interessanter. Auf dem Weg zum Keksregal kam ich an den letzten Paletten mit den Weihnachtsartikeln vorbei. Genauer: an… Continue reading Spekulatius vom Wühltisch

Weit (weit weg)

Ich sitze im Auto und fahre aus der Stadt hinaus. Eigentlich hatte ich das nicht geplant, eigentlich hatte ich mir überlegt, das reicht, wenn ich das nächstes Mal mache. Aber dann saß ich an einem Samstag Abend in der Bar, mit einem Isländer, einem Finnen und einem New Yorker, der eigentlich Venezolaner ist, wir tranken Bier, es gibt ein eigenes Weihnachtsbier hier, das ist ganz dunkel, fast schwarz, und schmeckt ein wenig nach Malz. Das mit der Bar, das war die Idee des Finnen, also saßen wir da und redeten, über das Alleinereisen und Wikileaks und Nazis. Und dann war es plötzlich Mitternacht und alles war klar: dass die Länder nie so sind wie ihre Hauptstädte. Dass ich endlich ein erstes Gefühl dafür bekommen will, was für ein Land das ist. Ich ging zur Rezeption, sagte, dass ich in der kommenden Nacht nicht da sein würde (ok), fragte, wo man denn hier ein Auto mieten könne (die Straße runter, da rechts), auf meinem Zimmer suchte ich ein Hotel, buchte und ging schlafen.

Am Sonntag Morgen um 09:40 Uhr breche ich auf. Ich will raus aus Reykjavik, die Westküste entlang, mein Ziel ist ein ein kleines Dorf auf einer Halbinsel. Es ist noch dunkel. Stockdunkel. Der Tag beginnt hier inzwischen gegen 11:30 Uhr, um 13 Uhr steht die Sonne am höchsten, also gerade so hoch, dass sie ganz über den Horizont schaut, und um 14:30 Uhr wird es auch schon wieder dunkel. Um 16 Uhr ist es Nacht.

Ich habe ein ganz kleines Auto gemietet, das günstigste, das sie hatten, mein Gepäck habe ich auf der Rückbank und den Beifahrersitz verteilt. Es ist der erste Advent, es soll den ganzen Tag regnen, für den folgenden Tag ist Schnee angesagt. Auf den Straßen ist kaum ein Auto zu sehen, ich fahre um die Stadt herum, 60 km/h, aus der Stadt heraus auf die Ringautobahn, die einmal um die Insel führt, 90m/h. Sturm, der das Auto zur Seite drückt. Regen gegen das Dach und die Scheiben. Ich schalte das Radio ein und drehe die Musik auf. Auf Senderspeicherplatz eins laufen Weihnachtslieder, ich verstehe zwar den Text nicht, aber das Glöckchengeläut im Hintergrund. Auf Senderspeicherplatz zwei läuft R’n’B, auf der drei auch, auf der fünf etwas, das klingt wie Volksmusik. Auf der sechs läuft die isländische Version von “Hey Baby”. Und dann fahre ich, immer weiter geradeaus, durch einen Tunnel unter einer Bucht hindurch, 1000 Kronen die Durchfahrt, das sind etwas über sechs Euro. Weiter durch karges Land, alles hier ist karg und kahl, über endlose Straßen in die Berge.

Die Liebe geht, die Lieben aber bleiben

Es gibt da diese Kneipe, weiter unten in der Stadt. Man geht von hier aus links, dann rechts, dann sehr, sehr lange geradeaus, an der Kreuzung mit der Straßenbahnhaltestelle biegt man links ab, geht dann noch einmal geradeaus, und da ist sie dann irgendwann, auf der linken Seite. Ich bin gerne dort, das Bier ist… Continue reading Die Liebe geht, die Lieben aber bleiben