1. Weiße, nahrhafte, von den Brustdrüsen weiblicher Säugetiere / Menschen ausgeschiedene Flüssigkeit, Emulsion aus Fetttröpfchen in Wasser. 2. Fischmilch – die Samenflüssigkeit männlicher Fische, kann u.a. in Fischsuppe verwendet werden. 3. Weißlicher Pflanzensaft wie die fürchterlich klebrige Flüssigkeit in den Stängeln von Pusteblumen.
Gemeinsames Ursprungswort in den Germ. Sprachen ist meluk bzw. milik, das sich schon recht früh im Ahd. im 8. Jh. zu miluh entwickelte (und jetzt frage mal noch einer, woher ein Babynahrungshersteller seinen Namen nimmt). Man mutmaßt, dass meluk eine Weiterentwicklung vom indogermanischen melg für abstreifen, wischen war. Geblieben sind Engl. milk, Schwed. mjölk, und im Niederländ. melk, wobei hier auch für die verschiedenen Bedeutungen von Milch unterschiedliche Ausdrücke verwendet werden: mjölke (Schwed. – Fischmilch) oder melksap (Niederländ. – Pflanzensaft).
Schwarze Milch
Eine der bedeutendsten lyrischen Aufarbeitungen des Holocaust ist die “Todesfuge” von Paul Celan. Diese beginnt mit einem Oxymoron (rhetorische Figur, z.B. auch Minuswachstum, Unding und Hassliebe, – Formulierung aus Begriffen, die einander eigentlich widersprechen):
Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie abends
wir trinken sie mittags und morgens wir trinken sie nachts
wir trinken und trinken
wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt man nicht eng […]
Die Herkunft des Oxymorons schwarze Milch ist nicht klar, spekuliert wird, neben einer Anspielung auf den Schwarzmarkthandel, über einen Zusammenhang mit den Klageliedern Jeremias (Klagelieder 4, 7-8): “Ihre Fürsten waren reiner denn der Schnee und klarer denn Milch… Nun aber ist ihre Gestalt so dunkel vor Schwärze, daß man sie auf den Gassen nicht kennt…” Die Lyrikerin Rose Ausländer lässt in dem später veröffentlichten Gedicht “Ins Leben” das lyrische Ich davon sprechen, dass es von der Trauer „mit schwarzer Milch und schwerem Wermutwein“ genährt wird.
Zahlreiche Metaphern aus diesem insbesondere ob seiner, wenn auch traurigen, Schönheit kontrovers diskutierten Gedicht fanden Eingang in die Titel von Büchern und Dokumentationen. Diskutiert wurde sehr lange: Sind das Grauen, die Verzweiflung und die Gewalt des Holocaust mit der Ästhetik und Schönheit von Lyrik vereinbar? Angesichts seiner sprachlichen Dichte und starken emotionalen Wirkung, insbesondere dann, wenn es laut vorgelesen wird, Celan selbst sprach davon, es sei “lesebuchreif gedroschen” worden. Ein weiterer Faktor, der dies bedingte, war vermutlich auch die Aufarbeitungs-Ohnmacht, die zu gewissen Teilen trotz aller Bemühungen bis heute schwer über diesem Lande liegt. Die Popularität der “Todesfuge” bewog den Philosophen Otto Pöggeler zu der Warnung: „Das Gedicht sollte nicht zum billigen Alibi für fehlende eigene Bemühungen um Herkunft und Vergangenheit werden.“
Paul Celan kam 1920 zur Welt, Celan ist ein Anagramm der rumänischen Form Ancel seines Geburtsnamens Antschel. Er wuchs in Rumänien in einer deutschsprachigen jüdischen Familie auf. Nach ihrer Deportation 1942 starben seine Eltern in einem Lager in Transnistrien (heute östlicher Teil Moldawiens). Celan selbst kam mit 21 in Gefangenschaft, kam in verschiedene Arbeitslager und kehrte erst mit 24 zurück in seinen Heimatort. Als er 28 war, lernte er die Schriftstellerin Ingeborg Bachmann kennen, die beiden verband über lange Zeit eine Liebesbeziehung, später heiratete er die Künstlerin Gisèle de Lestrange. Am 01. Mai 1970 wurde sein Leichnam aus der Seine unweit von Paris geborgen, er hatte sich vermutlich umgebracht. Celan wurde 49 Jahre alt. “Man redet umsonst von Gerechtigkeit, solange das grösste der Schlachtschiffe nicht an der Stirn eines Ertrunkenen zerschellt ist.”
Herzmilch
Unter dem Titel “Herzzeit” ist der Briefwechsel von Ingeborg Bachmann und Paul Celan erschienen. “Du warst, als ich dir begegnete, beides für mich: das Sinnliche und das Geistige.”
Milch in Deinen Ohren
Die belgische Band Milk Inc. Nun ja. Milch mag ja auch nicht jeder.
Milk von Kings of Leon und von Garbage.
Zum Weitertrinken
Wer jemals übers Heiraten nachdachte, sollte sich Tucholskys zu Herzen nehmen: “Die Ehe war zum jrößten Teile / vabrühte Milch un Langeweile. / Un darum wird beim Happy-End / im Film jewöhnlich abjeblendt.”
Der Film mit Sean Penn über das Leben des US-amerikanischen Bürgerrechtlers Harvey Milk, der sich für die Schwulen- und Lesbenbewegung engagierte und als Stadtrat von San Francisco der erste offen Schwule in einem öffentlichen Amt in Kalifornien war.
Harald Schmidt weiß: Milch ist tödlich. Doch es gibt gute Nachrichten für alle Milchtrinker: “Die Gesundheitsgefährdung von Milch ist deutlich reduziert, wenn man dazu raucht.”
Köstlich: Man kann Fischmilch übrigens laut diesem Rezept auch in Chai Tee (Gewürztee mit Milch) trinken. In mir rührt sich allerdings der Verdacht, dass hier lediglich ein r geflüchtet ist. Oder mag mal jemand, ähm, Tee mit Fischsamen, so, einen Schluck vielleicht?
Wieder was dazu gelernt!