Plural: Wörter (Bsp.: Wörter in einem Wörterbuch, Vokabeln). Worte – ebenfalls Plural, zwischen den einzelnen Wörtern besteht jedoch ein Sinn-Zusammenhang (Grußwort, Dankesworte).
Schon im Ahd. hieß wort genauso wie heute. Wer sich bisher noch fragte, welche Bedeutung und Macht ein Wort hat: Interessant sind seine frühen Wurzeln im Griech. und Lat.: Neben feierlich sagen, sprechen bedeuten diese auch Gelübde, sowie, in einigen slawischen Sprachen – Eid und sich verschwören, fluchen bis zum Russ. ???? für Arzt, Beschwörer.
So difficult it is to show the various meanings and imperfections of words when we have nothing else but words to do it with. (John Locke) Etwas so Großes wie die Worte, die eine Sprache ausmachen, wie packt man dieses Thema in eine angemessene Anzahl von Zeilen? Der Schriftsteller Aldous Huxley trifft das ganz gut: Words are good servants but bad masters.Und wie kann man etwas thematisieren, dessen Zweck es ist, zu dienen – einem anderen Thema als der Beschreibung seiner selbst? Auch wenn ich mich täglich mit ihr beschäftige, halte ich es für schier unmöglich, den Möglichkeiten, die Wörter bieten, jemals voll gerecht zu werden. Mit der Veränderung unserer Sprache zusammen mit den Menschen und dem Geist ihrer Zeit geht ein veränderter Wortschatz (ein schönes Wort, übrigens) einher – weshalb das tägliche Ringen um Worte wohl nie enden wird.
Und je länger man sie betrachtet, umso seltsamer muten sie an. Ich habe gestern eine Zeichnung fertiggestellt, in der die Wörter Klang und Schall zusammen über hundert Mal vorkommen. Und plötzlich beginnt man zu grübeln: Schreibt man das eigentlich wirklich so? Das sieht so seltsam aus! Und überhaupt, warum heißt das so? Warum nicht anders? Das ist der Punkt, an dem die Chancen für einen Spontanschreikrampf bei gut 85% stehen.
Überraschungseier
Es gibt unglaublich schöne Wörter, über die nachzudenken sich lohnt. Deshalb habe ich ein paar vom Aussterben bedrohte aus der Versenkung geholt. Einige davon stehen auch im Lexikon der bedrohten Wörter, andere kamen heute morgen bei einer Frühstückstischdiskussion auf. Lange nicht gesehen, was…
Affenschaukeln: Eine auch von mir stark favorisierte Frisur (ok, das ist 1, 2 Jahre her), bei der zwei Pippi-Langstrumpf-Zöpfe gebunden und dann zu einer Schlinge gebunden werden. Sieht echt super aus… jedenfalls bei Dreijährigen.
Augenstern: Kosename – entstanden vielleicht in Anlehnung an etwas behüten wie seinen Augapfel, zusammen mit einem Stern (“Du bist mein Stern”) als Metapher für etwas Schönes, Kostbares.
Bratkartoffelverhältnis: Lose Liebesbeziehung. Die Bezeichnung entstand wohl im 1. Weltkrieg für aus der Not geborene Zweckbeziehungen, bei denen es in erster Linie im Bratkartoffeln, respektive Essen, ging, nach dem 2. Weltkrieg fand er Anwendung für Beziehungen zwischen heimkehrenden Soldaten und Witwen, die nicht heirateten, damit sie weiter Witwenrente beziehen konnte.
Hennenabtaster: auch: Schürzenjäger – Frauenheld auf der Jagd nach Eroberungen.
Konfettibecher: Gesunder, vitaminreicher Nachtisch aus 3 Sorten Götterspeisewürfeln (Zitrone, Waldmeister, Himbeer), die mit Quarkcreme in Gläser geschichtet werden (Rezept).
Kleinod: Eine Kleinigkeit, etwas Kleines, Zierliches, Feines – etwas vielleicht auch auf den ersten Blick Unscheinbares, das einen hohen Bedeutungswert haben kann; im übertragenen Sinn etwas Wertvolles, ein Schatz.
Pomadenhengst: Mann mit stark zurückgegelten Haaren. Das Wort stirbt aus, die Frisur leider nicht…
Sandsack-Generation: Beim Oderhochwasser im Juli 1997 häufig verwendeter Begriff. Der Kampf gegen die Wassermassen an Oder und March einte endlich eine, Wiedervereinigung hin oder her, immer noch zerrissene Generation, beim Schleppen von Sandsäcken schwitzte zusammen, was bis dahin vor allem zusammengehören sollte. 12 Jahre später und kurz vor den Feiern zu 20 Jahren deutscher Einheit stellt sich die Frage, wie viele Kubikmeter Wasser und Sandsäcke es wohl noch braucht.
Schallplattenalleinunterhalter: Tja. Was soll ich sagen? DJ!
Laufpass: … oder Laufzettel bekamen Soldaten im 18.Jh. bei ihrer Entlassung aus dem Militär als Beleg dafür, dass sie nicht desertiert waren. Den Laufpass gibt es beim Beenden von Beziehungen oder Arbeitsverhältnissen und, etwas netter: Beim Fußball.
Zimtzicke: Leider ebenso unsterblich wie Pomadenhengste – Zimt machen oder zimtig sein bedeutet “Schwierigkeiten, Scherereien machen”. Eine zimtige Zicke / Ziege ist damit eine unbeschreiblich schwierige Person. Und, möchte man Suchmaschinen Glauben schenken, ist das beste Synonym für Zimtzicke wohl immer noch: Meine Ex.
Die schönsten Worte über Wörter
Der Unterschied zwischen dem richtigen Wort und dem beinahe richtigen ist der gleiche wie zwischen einem Blitz und einem Glühwürmchen. (Mark Twain)
Words ought to be a little wild for they are the assault of thoughts on the unthinking. (John Maynard Keynes)
… Besser ein Messer als ein Wort.
Ein Messer kann stumpf sein.
Ein Messer trifft oft
am Herzen vorbei.
Nicht das Wort. … (Hilde Domin – Unaufhaltsam)
Johannes Mario Simmel – Liebe ist nur ein Wort (Roman)
Musik & Film
Wir sind Helden – nur ein Wort. • F.R. David – Words (wunderbar romantisch-psychedelisch verklärtes 80er-Jahre-Video) • Bee Gees – Words (und kein Kommentar zur Frisur!) • Die Toten Hosen – Wort zum Sonntag • Don’t say a word (Sag kein Wort) – Psychothriller mit Michael Douglas
Das letzte Wort
Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren / Sind Schlüssel aller Kreaturen, / Wenn die so singen, oder küssen / Mehr als die Tiefgelehrten wissenWelt ins freie Leben, / Und in die Welt wird zurückbegeben, / Wenn dann sich wieder Licht und Schatten / Zu echter Klarheit wieder gatten / Und man in Märchen und Gedichten / Erkennt die wahren Weltgeschichten, / Dann fliegt vor Einem geheimen Wort / Das ganze verkehrte Wesen fort. (Heinrich von Ofterdingen)
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