Vom Mut und Nein-Sagen

In Zeiten von Umweltkatastrophen im Wochentakt, Hungersnöten und Armut ist jede Hilfsorganisation dringend auf Spenden angewiesen, erst Recht wenn sie in Bereichen arbeitet, die eben nicht aktuell en vogue und auf jeder Titelseite sichtbar sind. Mit diesem Hintergrund nötigt einem das Handeln der Münchner Aidshilfe noch mehr Respekt ab.

Aber von vorne:
Die Aidshilfe München betreibt in München seit 1988 das Café Regenbogen (-> Link). Ein Auto dieses Cafés wird über Werbeflächen finanziert, an diesen Werbeflächen wollte sich auch der internationale Pharmaziekonzern Abbott (-> Link), der seinen Sitz in Chicago hat, beteiligen. Diese finanzielle Beteiligung wurde von der Aidshilfe jedoch im Januar 2008 dankend abgelehnt.

Die Begründung der Aids-Hilfe?
“Seit Monaten gibt es eine sehr unerfreuliche Auseinandersetzung mit Thailand. Ihre Firma übt seit Längerem großen Druck auf das Land aus, weil Thailand eine Zwangslizenz für die hitzebeständige Darreichungsform des Proteasehemmers Lopinavir/Ritonavir […] erlassen hat. Trotz massiver internationaler Proteste droht Abbott weiter damit, keine neuen Medikamente mehr in Thailand zuzulassen oder zu vermarkten.” (weiterlesen hier: -> Link).

Dieses Medikament ist von essentieller Wichtigkeit. Auf der Homepage der Ärzte ohne Grenzen hieß es zu Lopinavir/Ritonavir vor einiger Zeit:
“Lopinavir/Ritonavir ist ein wichtiges Medikament in der Aids-Behandlung, wenn sich Resistenzen gegen die Medikamente der ersten Therapielinie entwickeln und diese somit ihre Wirkung verlieren. Dies tritt nach gewisser Zeit auch nach regelmäßiger Einnahme der Medikamente ein. So benötigen beispielsweise in einem Projekt von Ärzte ohne Grenzen bereits 16 Prozent der Patienten nach vierjähriger Behandlung eine zweite Therapielinie. Diese Zahlen zeigen, dass bereits heute ein Bedarf an neueren Medikamenten besteht und dieser wachsen wird.”
Insbesonders die hitzebeständige, neue Version des Medikaments wird dringend benötigt. Denn, wie es weiter im Artikel heißt, “bei Temperaturen von regelmäßig 40 Grad Celsius und mit mehreren Stromausfällen täglich können Patienten in Ländern wie beispielsweise Nigeria die alte Version des Medikamentes oft nur unter schwierigen Umständen verwenden. Ibrahim Umoru, Patient im HIV/Aids-Programm von Ärzte ohne Grenzen in Lagos (Nigeria), lagert die alte Version von Lopinavir/Ritonavir in einer Klinik weit weg von seinem Zuhause. “Ich kann mir keinen Generator leisten, der groß genug ist, um einen Kühlschrank zu betreiben. Und ohne einen Kühlschrank verwandeln sich die Kapseln in Klumpen, die aussehen wie benutzter Kaugummi.” (mehr aus diesem hochinteressanten Artikel hier: -> Link).

Herzlichen Glückwunsch an die Aids-Hife zu so viel Rückgrat!

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