Sonntag

(Blick vom TU-Hochhaus, Janur 2011)

In Berlin weiß man nur, dass Wochenende ist, weil die Bahn seltener fährt als an Werktagen.

Sie setzt sich auf eine Bank unterm Fernsehturm und beobachtet das Leben, wie so oft in diesen Tagen, wenn sie irgendwo zwischen Menschen ist und den Dingen zusieht, die sie tun. Sie sieht die Münder, die sich bewegen, die Hände, die in die Luft malen, doch sie sieht die Bilder nicht. Die fliegenden Blicke, die sprechenden Körper, sie sieht die rennenden Schritte auf dem Boden, doch sie hört das Läuten der Straßenbahnen nicht.

Ein kleiner Junge trägt auf seiner Wollmütze eine Burger King-Krone und jagt die Tauben vom Platz. Ein Pärchen läuft vorbei, jeder hält eine Kamera in der Hand, sie fotografieren sich gleichzeitig gegenseitig und es kann eigentlich nur ihrer Anwesenheit auf dem Foto wegen sein, dass er dieses Bild von einem Bahnhof später einmal schön finden wird. Der Junge mit der Krone ist gegangen, die Tauben kommen wieder. Sie picken an einer Alufolie herum, aus der Döner-Reste ragen, es stellt sich die Frage, ob Tauben Knoblauch- oder Kräutersoße bevorzugen, doch sie weiß es nicht, und ehe sie über den Boden kriechen und die Tauben befragen kann, fährt ein Radtaxi vorbei und alle fliegen auseinander. Sie fliegt nicht mit.

Die Sonne steht schon tief. Ein Paar läuft vorbei, er hat die Augen geschlossen, sie hält seine Hand und führt ihn.

Vielleicht ist das ja dieses Liebe,
von dem alle reden.

By L.

I walk fast.

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