Selbstbetrachtungen

Gestern Abend fand das halbjährliche Konzert meiner Gesangsklasse statt, diesmal unter dem Motto “Musicals” unter anderem mit Stücken aus “Les Misérables” und der “Rocky Horror Picture Show” (aber ohne die Leichen).
Trotz einiger ungeplanter Katastrophen (Katastrophen sind ja doch meistens
ungeplant, es sei denn man ist eine Feuerwehr beim Probealarm)
war es
ein sehr schöner Abend, der mit griechischem Bauernsalat,
einem Berg Zwiebeln mit den Ausmaßen einer Riesenorange, einem
halben Kilo Feta und gefühlten 50 schwarzen Oliven endete.

Wir sind ungefähr 12 Leute zwischen 18 und 48, alles sehr nette
und liebe Menschen und noch dazu tolle Sänger. Es gab da aber schon während der Proben etwas, das mich ein wenig gefuchst hat, wenn ich ganz ehrlich bin.

Ich denke, man muss sich nicht ständig mit anderen vergleichen.
Das kann zwar in puncto Selbstkritik manchmal ganz heilsam sein,
ist auf Dauer aber nicht nötig, da wir einfach zu unterschiedlich sind,
um wirklich miteinander vergleichbar zu sein.
Wir tragen zwar alle
den selben Prototypen in uns, was darum
aber äußerlich und innerlich
gebaut ist, ist dann doch sehr unterschiedlich.

Es gibt unter den Sängerinnen aber eine, die mich
jedes Mal, wenn ich sie treffe, dazu bringt, mich klein, dick, hässlich
und doof zu finden und zu fühlen. Sie ist nett und wir verstehen uns
sehr gut, dieses Mal war es sogar sehr lustig mit ihr – aber da
ist einfach immer diese kleine gelbe Eifersuchtswolke, die über mir
schwebt.
Vielleicht, weil ich einfach in manchen Dingen gerne so wäre
wie sie. Es aber nie sein werde. Und ich mich deshalb blöd finde.

Das ist sehr kindisch, dessen bin ich mir durchaus bewusst.
Ich glaube aber, jeder hat so jemanden, entweder im eigenen Familienkreis oder unter Bekannten / Freunden. Entweder die eigene Mutter
(“Kind, aus dir wird nie was! Guck dir doch mal den an, zu was
der’s schon gebracht hat!”)
oder Freunde, die einfach schon mehr
geschafft haben (“Mist, schon wieder einer mit Einser-Abi”).
Jemand, der einem ständig die eigenen Unzulänglichkeiten
überbewusst macht und einem das Gefühl gibt,
es ja doch nicht auf die Reihe zu kriegen.

Nur: Da ich sie nicht umbringen werde, nur um mir das Gefühl
vom Leibe zu schaffen (dafür ist sie dann doch zu nett), werde
ich wohl mit ihrer Gegenwart leben müssen.

Und meine Stimme ist lauter als ihre, äääätsch! 🙂

2 comments

  1. “Und meine Stimme ist lauter als deine, äääätsch!”– Da wäre ich mir nicht so sicher *g*

  2. “mich klein, dick, hässlichund doof zu finden und zu fühlen”Antrag <>abgelehnt!<> Sie bleiben gefälligst groß, hübsch und intelligent 😉

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