Im Kino. Heute: Männerherzen.

Zentraler Ort im Leben des Mannes: Das Fitnessstudio. Wenn Männer ihre eigene Religion sind, ist das der Tempel, in dem sie sich anbeten. Gebrüll, Geächze, Gestöhne. Muskeln und Schweiß. Die Männlichkeit trieft aus jeder Pore, das Testosteron schießt literweise durch die Luft. to do

Hier begegnen sich in einer einzigen Klischeeschlacht: Schreibtischtäter Günther, Lebenskünstler Philipp, Macho-Musikproduzent Jerôme, Werber Niklas und der gescheiterte Familienvater Roland. Kurz: Der Mann zwischen dem Reihenhaus, Business, Frauen, Familie, Lebensplanung und Sportkinderwagen. Der nicht weiß, wohin, mit wem, oder doch alleine, und überhaupt: ??? Und dabei gibt es einiges zu tun…

Parfümwerbung. Es lockt der Duft der großen weiten Welt.

DER Mann schlechthin: Frei von Ketten und Zweifeln. Keine Frau kann ihm Fesseln anlegen. Ultimo – die Wahrheit des Mannes“. Und andererseits mahnt, den Holzlöffel schwingend, leicht untersetzt und mit umgebundener Küchenschürze zu keiner Schandtat bereit: Vati. “Vati kocht uns alle glöcklich!” Vati findet: “Was gibt es Schöneres, als ein Nest zu bauen?” – “Was bist Du – ne Amsel?, kontert da der glattgebügelte Ultimo-Man. Und dazu säuselt noch der Chef: “In der Normalität liegt die wahre Revolution”. Und jetzt – wohin?

Und was machen wir mit den Frauen?

Die Kindergartentante hat ja schon immer gesagt: “Verliebtsein ist das Schönste, was es gibt auf der Welt. Darauf ist man stolz!”

Aber dann muss man ja an eine Frau irgendwie rankommen. “Mal angenommen, Du hast Dein erstes Date mit einer Frau. Wo gehst Du da so hin?” – “Zu mir.“, rät Macho Jerôme dem schüchternen Günther. Und: “Sei einfach Du selbst!” Da gibt es für Günther nur ein Problem: “Ja! Aber immer, wenn ich ich selbst bin, dann klappt das nicht mit den Frauen.

Männerherzen

Hat man dann eine Frau gefunden, verschwindet sie wieder.

So wie Jasmin. Jasmin ist ein Lockenschopf aus seiner Kindergartengruppe, und der kleine Thommy ist in sie verliebt. Und Jasmin zieht nach In-, Ingol-, Igelstadt! Papa Roland sagt: “Ach komm, Du findest wieder ne neue Frau.” Und Thommy? “WILL ABER KEINE NEUE FRAU!”

Und wenn die Frau sagt: “Es ist aus. Ende. Schlusspfiff, verstehst Du“? Roland weiß: “Nach dem Spiel ist vor dem Spiel!

Manchmal versiebt man es auch. Stellt traurig fest, dass auch das sexy Mädel, das einen am Vorabend mit einem heißen Outfit um den Verstand und ins Bett gebracht hat, eine völlig unsexy rosa Schlabberhose besitzt. Genau die Hose, die einen an der Frau, die man mal heiraten wollte. so gestört hat. Und man merkt: “Wenn schon Schlabberhose, dann die Schlabberhose der Frau, neben der man wirklich aufwachen will. Die Spezial-Schlabberhose.” Man vermisst nicht nur ihre Schlabberhose. Sondern auch: Sie. Den Kissenabdruck morgens in ihrem Gesicht. Und sogar ihr Schnarchen. Aber:

Ein Mann hat ja auch noch seine Karriere.

Oder auch nicht, wie Endlospraktikant Philipp, dessen Referenzen nur dank gutem Zureden für einen neuen Job reichen – als Pfeil. Damit des Ärgers nicht genug. Denn:

Da wären ja auch noch die anderen Typen.

Mit denen Du klarkommen musst. Wenn Du Jerôme heißt, heißen die zum Beispiel Bruce, und sind ein grandioser Schlagersänger mit einem Hang zu Aikido, Weltrettung und einer Begabung für sinnreiche Songtexte : “Sag mir, warum / der Wind mir Deinen Namen nennt, / sag mir, warum / Liebe keine Grenzen kennt / sag mir, warum die Sonne brennt…” Der einem plötzlich gesteht: “Jerôme… ich hab Dich lieb.

Oder auch die beiden latent Aggressiven, die abends bei Dir klingeln, weil Du ihre Schwester nicht mehr angerufen hast (Du bist froh, dass Du Dich überhaupt an sie erinnerst), und unmissverständlich klarmachen: “Alter, fick nicht mit uns, Du stehst einen Meter vor der Schlucht!” Tja. Und am Ende liegst Du doch blutend am Boden und hoffst, dass Dein Häschen Dir einen Eisbeutel holt.

Kurzum: Das Leben als Mann ist ernst.


Und so schaumschlägert der Film alle verfügbaren Stereotypen, und jeden der fünf mehr Leidenden (ja, sie leiden ALLE) wird jeder Mann ein bisschen in sich erkennen. “5% Macho, 25% Träumer, 40% Spießer, 10% Sicherheitsfanatiker und 20% gescheiterter Familienmensch stecken doch in jedem von uns, hey, machen wa noch n Bier auf, ne”. Klar ist das lustig, gerade durch den Wiedererkennungseffekt, auf 107 Minuten gestreckt wirkt es aber recht aufdringlich. Aber natürlich wird am Ende auch sexy Ultimo-Man als Seil springender, akzentgestörter Solarium-Aal enttarnt, und alle sind happy.

Zwei Dinge retten den Film vor der lustigen, aber seicht-abgekauten Unerträglichkeit. Zum einen das leuchtend blonde Goldkehlchen Bruce (Justus von Dohnányi), der allen Widerständen trotzt. Und den Film zum Ende noch einmal aus seinem pinkfarbenen Happy End-Taumel reißt.

Und: Roland (Wotan Wilke Möhring), der vor Eifersucht rasende, seit einem tragischen Unfall traumatisierte Familienvater, von seiner Frau verlassen, hat nur noch seinen demenzkranken Vater, der im Heim lebt.“WENN HIER NOCHMAL IRGENDEIN PENNER MEINEN VATER AM BACKEN HINDERT, DANN….!!!!” Leiser: “Er hat doch sein ganzes Leben lang gebacken. Das Backen ist alles, was er noch hat.” In diesen Szenen wird der Film plötzlich in all dem Getöse leise, nachdenklich. Einziger Wehmutstropfen: Leider etwas zu plötzlich, Regisseur Verhoeven tut sich schwer mit der Einordnung dieser Schwere und Trauer in das restliche bunt-fröhliche Gewimmel.

Fazit: Fröhlich-nett. Bitte nicht mit viel Anspruch ins Kino gehen, und bitte nicht viel Geld dafür ausgeben.

In eigener Sache: Wer einen Mann mit ? kennt, möge sich bitte melden. Danke.

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