Seit bald einem Jahr lese ich wieder regelmäßig und vor allem: viele großartige Texte aus dem Internet. So viele, dass eine monatliche Zusammenstellung längst nicht reicht, und außerdem sollten wir ja alle mehr Blogs lesen. Deshalb ab sofort wöchentlich hier: die Links der Woche. (Und wer sich lange Artikel für später und / oder unterwegs aufheben möchte, probiere doch Pocket aus, das tolle Programm für Zuhause und unterwegs.).
(Da habe ich gerade auch ein paar Sachen aufzuarbeiten, daher sind manche davon womöglich schon über eine Woche alt, aber immer noch nicht außerhalb der gesetzlich festgelegten Mindesthaltbarkeitsdatumsgrenze für Fließtext.) Und jetzt: viel Vergnügen!
Stephan Orendi besucht einen Sexclub – „Die Phantasie eines Menschen ist größer als die Realität, die der Alltag zulässt. Um sie einzuholen braucht es Orte und Personen, mit denen man die eigenen Wünsche teilen kann.“
Malte Welding über Frauen als Packesel der Emanzipation – “Ich fühlte mich, als hätte sie gerade meinen Ku- Klux-Klan-Mitgliedsausweis entdeckt. Reicht es nicht, irgendwie nett zu sein, einkaufen zu gehen, […] Bereitschaft zu signalisieren, eines fernen Tages Windeln zu wechseln, das Bad zu reinigen, […] oder ist man als Mann im Grunde immer ein notdürftig rasierter Taliban?
Isabel Bogdan interviewt Nora Gomringer, es geht ein bisschen um Geld, um Lyrik, und natürlich ums Schreiben: “Wer sich die Liebe und Achtung vor Texten und das Verständnis für ihre Wichtigkeit erhält, wird ein glückliches Wesen, weil er eine lebenslange Beschäftigung gefunden hat, die ihn trösten, erfüllen und anregen wird, solange sein Geist dies zulässt.”
Monika Scheele Knight zur Popularität des Autismusbegriffs, bspw. auch in Frank Schirrmachers neuestem Werk: “Das Heraustreten aus der Gemeinschaft wird schließlich gerade unter Künstlern seit langem als reizvoller Gedanke zelebriert und formuliert […]. Paul Eluard schrieb: ‘Ich träume davon, losgelöst von allem zu sein. Aber leider besteht kaum die Aussicht, dass sich das erfüllen wird.'”
Aber ich will doch gar nicht heiraten! Über die “Homo-Ehe” schreibt Daniel” – “Wir sollten nicht die Aufnahmekriterien des Clubs Ehe verändern wollen, sondern den elitären Club ganz abschaffen wollen. […] Außerdem mieft es im Clubhaus Ehe ganz schön, es müsste mal ordentlich gelüftet und renoviert werden.”
Jörg Burgers Portrait der Reporterin Marie Colvin, die im Februar 2012 im syrischen Bürgerkrieg starb: “‘Sie ging höhere Risiken ein als jeder andere. Wenn sie irgendwo ankam, stöhnten die Reporter auf: Sie würde wieder die bessere Geschichte kriegen.’ […] Aber das Bild ist nur die Oberfläche.”
Christian Jakubetz über das Leistungsschutzrecht und das Scheitern eines “Digitalfeudalismus”: “Der digitalfeudale Absolutismus, nach dessen Lehre ein „IMHO“ die Möglichkeit ausschließt, dass andere auch eine HO und womöglich damit auch noch recht haben könnten.”
Literatier auf einer Parteiveranstaltung, eine Freundin, ein Mann, “man wird ja wohl noch ein Kompliment machen dürfen!” und “take no shit. no more”: über Komplimente.
Dr. Philipp Tingler über Tulpenstrauß Gabi: “Alles wird schneller, alles wird nano, … Provinzler springen aus der Stratosphäre …; der Mensch soll perfekte Figur machen in jeder Situation, alles im Blick haben, unaufhörlich … mobil sein, ungefähr so wie sein Smartphone, das sich mittlerweile verselbständigt hat, wie der Rest der Dingwelt, anscheinend und scheinbar, und wir haben Nanowunder und Neurowissenschaft und daneben steht – Tulpenstrauss Gabi. […] Niemand entschleunigt so wie Gabi.”
Satz der Woche: “[Zur eigenen Firmenkultur der F.A.Z. gehört,] dass man jederzeit Autoren parat hat, die den Rauschzustand literarisch begründen können.” (Harald Schmidt)