Filmkritik: "Abgedreht" in Alufolie

Eine Mischung aus Rettet-die-guten-alten-Zeiten-Schinken, wir-stehen-füreinander-ein-Melodram und einer Prise Jack Black-Spielwiese für niemals Alternde – Abgedreht, der neue Film von Michel Gondry (Regisseur von Vergiss mein nicht) ist eine Liebeserklärung an alte Klassiker und das Verrücktsein.

Die Story:
Alternder Videotheksbesitzer (gespielt von Danny Glover) widersteht mit seiner abbruchreifen Videothek Be kind rewind (so lautet auch der Originaltitel des Films) irgendwo hinter der letzten Kreuzung rechts in New Jersey immer noch der DVD-Generation – alle Filme sind ausschließlich auf VHS* erhältlich. Leider läuft der Laden nicht gut und noch dazu setzt ihm die Stadtverwaltung die Pistole auf die Brust: Grundsanierung oder Abriss. Ihm bleibt nur eines: Eine Woche lang begibt er sich auf Spionage bei der Konkurrenz.
Den Laden schmeißt in der Zwischenzeit sein etwas tollpatschiger Angestellter Mike (Mos Def), der wirkt, als könnte er jeden Moment zu weinen anfangen. Er hat die schwierige Aufgabe, die Videothek zu verteidigen – gegen Jerry (Jack Black). Der wohnt auf einem Schrottplatz neben dem E-Werk und glaubt, von dessen Strahlung manipuliert zu werden.
Um dem ein für alle Mal ein Ende zu setzen, verübt er mit einem Enterhaken einen Anschlag auf das E-Werk, der damit endet, dass Jerry eine mag(net)ische Anziehungskraft auf Straßenlaternen, Zäune und Alufolie entwickelt. Dummerweise verschafft er sich trotz aller Bemühungen Mikes Zutritt zur Videothek und löscht mit seiner magnetischen Ausstrahlung sämtliche Videokassetten vollständig.
Ausgerechnet jetzt möchte eine alte Kundin den Film Ghostbusters ausleihen. Um sie nicht zu enttäuschen und damit Mr.Fletchers Ärger auf sich zu ziehen, muss ein Plan her. Die Dame kennt den Film noch nicht. Also beschließen sie, in den 2 1/2 Stunden, die ihnen noch bleiben, bis sie wiederkommt, Ghostbusters nachzudrehen.
Doch dabei bleibt es nicht – mehr Filme müssen bereitgestellt werden, um die Videothek nicht vollends in den Ruin zu treiben und die immer zahlreichere Kundschaft zufrieden zu stellen. Doch ihr Treiben bleibt nicht unentdeckt…

Eines vorab: Dieser Film ist nicht realistisch.

Andererseits – wie viele Filme sind überhaupt realistisch?
Wer also bereit ist, sich auf Männer einzulassen, die sich vor Zäunen unsichtbar machen, völlig erhellende Remakes von Filmen wie 2001 – Odyssee im Weltraum toll findet, Magnetisierung durch Stromschläge, haufenweise einander unbekannten, noblen Menschen, die alle helfen möchten, und eine Geschichte zu akzeptieren, die eine Tageslänge von rechnerisch 48 Stunden erfordert, wird diesen Film toll finden. Die Komödie mit Phantasie bietet liebenswerte, wenn auch meist sehr schrullige, Charaktere, eine witzige Geschichte mit Überraschungseffekten und Humor.

Fazit: Goldig und eine ganz nette Ablenkung. Und alle anderen, die nicht auf “goldig” stehen, können sich ja Untraceable (-> Link) antun.

Frei nach dem Motto: “Ich werde Bill Murray spielen und du die anderen!”

*Wem das nichts mehr sagt: VHS steht für Video Home System – die guten, alten Videokassetten. Signale werden bei der Aufzeichnung in Helligkeits- und Farbsignale getrennt und auf einem 1,27 cm breiten Magnetband gespeichert.

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