Heath Ledger – ein Nach-Brief


Lieber Heath, oder, falls du das besser verstehst – dear Heath!

Heute Nachmittag, als ich zwischen zwei Kundenterminen einen kurzen Moment lang den Kopf frei hatte, überfiel mich der Gedanke, dass es wirklich wahr ist – man weiß oft erst dann, was man hatte, wenn es nicht mehr da ist.
Genauso geht es mir bei dir. Als ich gestern über mein rechtes Ohr (das linke hörte meiner Kollegin zu, die von ihrer Enkelin erzählte) von deinem Tod erfahren habe, war ich sehr schockiert. Ich dachte zuerst noch, im Radio wäre die Rede vom Tod des Regisseurs einer deiner Filme, aber dass tatsächlich du gemeint warst, fiel mir erst später beim Lesen der Tageszeitung im Internet auf. Dass du “da” warst, in einem Film nach dem anderen mitgespielt und immer wieder die Zeitungen (allen voran diverse Frauenzeitschriften) zum Schwärmen gebracht hast, war wie selbstverständlich. Aber was tut man, wenn etwas Selbstverständliches einfach aufhört, ohne einen zu fragen?

Warum schreibe ich dir eigentlich?
Ich muss dir gleich gestehen, verehrt habe ich dich nie. Darauf musst du dir nichts einbilden – auch in meinen wildesten Teenie-Zeiten (falls ich etwas Derartiges überhaupt je hatte) hat niemals irgendein Backstreet Boys- / Take That- / Aaron Carter- oder Rollergirl-Poster meine Wände verziert. Ich bin in einem Zimmer mit Dachschräge im wahrsten Sinne des Wortes groß geworden – abgesehen davon, dass ich nie irgendeinen Star besonders gemocht oder gar verehrt habe – ein Poster hätte gar keinen Platz gefunden.

Mit dir war das etwas anderes. Wir haben uns kennengelernt, als ich mit 14 das erste Mal Ritter aus Leidenschaft gesehen – und mich nicht in dich verknallt habe. Ganz im Gegensatz zu meinen 3 Freundinnen. Mir hätte es einfach gereicht, wenn ich Jocelyn (aber unzickig, bitte!) gewesen und von dir angebetet worden wäre.
Jetzt, ein paar Jahre später, habe ich den Film zum ungefähr siebtenMal gesehen, und finde inzwischen deinen Gegenspieler in dem Film, den dunklen Graf Adhemar, viel interessanter. Reizvoller.
Dennoch – deine Filme und deine Ausstrahlung haben mich fasziniert. Tja, sorry, aber die Rolle des Typen, der von allen Seiten angeschmachtet wird, stand dir einfach zu gut. Brothers Grimm, Monster’s Ball, 10 Dinge, die ich an dir hasse. Und Casanova war absolut… ja, was war es? Das, was man in dich hineinlas, vermutlich.
Ich fürchte, genau das ging dir gewaltig auf die Nerven. Dass du das ganze Filmbusiness gehasst hast – Hassliebe, vermutlich, mit Liebe zum Film und Hass zum Business -, war hinreichend bekannt. Dass es dich nun aber nicht mehr im Film gibt, ist sehr bedauerlich. Du wirst dem Film, aber auch mir, fehlen.

Do you still play the same moves now
or are those special moods for someone else
I hope you’re feeling happy now

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