Texte, die ich Ihnen ans Herz legen möchte (und die sich bei Klick auf die Überschrift öffnen). Falls Sie sich lieber etwas vorlesen lassen möchten, gehen Sie einmal hier entlang.
Die Liebe in Zeiten der drohenden Nuklearkatastrophe
“Für den Sprit in meinem Auto wurden Lebensmittel verbrannt, meine Bank investiert in die Rüstungsindustrie und wenn ich zu häufig mit meinem Handy telefoniere, bekomme ich irgendwann Krebs. Wenn ich nicht mit meinem Handy telefoniere, auch. Von Kopf bis Fuß, ich bin ein schlechter Mensch. Ich brauche einen Schnaps.”
“Eines Tages, es war an einem der ersten lauen Frühlingstage Ende Februar, ging ich die Treppen zu meiner Wohnung hoch und er war einfach da. Er stand vor der Türe, mit einem Koffer und einem alten Strohhut in der Hand, nickte mir freundlich zu und ging mit in die Wohnung, ohne ein Wort zu sagen. Seit jenem Tag ist der Mann da.“
“Ich beobachte deine Bewegungen mit dem faszinierten Blick eines Forschers, der Affen dabei zusieht, wie sie mit einem Stöckchen Ameisen aus ihrem Bau treiben.”
“Er sagt, ich müsse melancholisch aus dem Fenster schauen, schließlich säßen wir jetzt in einem Zug, da mache man das so. Ich schaue also melancholisch. Andere sagen, ich sähe einfach nur fertig aus.”
“Dann soll da der Mensch sein, mit dem wir unser Leben verbringen wollen, den ganzen langen Rest, weil wir denken, dass da ein Mensch sein muss, mit dem wir unser Leben verbringen wollen.”
Erledigungen vor dem Untergang der Welt
“An einer Wand hängt ein rotes Telefon, auf einem Zettel steht: “Haben Sie noch Wünsche? Wählen Sie die 31!”. Ich stelle die Kartons ab und wähle. 3-1. Eine Dame mit beeindruckend hoher Stimme meldet sich, “Sie wünschen?”. Ich muss husten. “Fräulein, bitte notieren Sie, ich wünsche mir ein Verbot von fettarmem Käse, außerdem Müsli ohne Rosinen, einen Bunker und Weltfrieden. Guten Tag.” Ich lege auf. Endlich jemand, der mir zuhört. Das ist ein schönes Gefühl.”
“Zelten” – ein ziemlich wahres Actiondrama in sechs Akten
“’Und überhaupt, ich als Angestellte dieser Touristeninformation muss Ihnen ja sagen: hier ist es nicht schön.’ Bitte? Nicht schön? In meinem Reiseführer stand, dass es hier schön ist. Sehr schön sogar! ‘Ich würde Ihnen ja raten’, sie sieht mich jetzt über den Rand ihrer Brille weg ganz offen feindselig an, ‘verlassen Sie besser sofort diese Stadt und fahren Sie weiter nach Süden.'”
“Und es ist genau so, wie ich es schon die letzten Tage geahnt hatte. Genau das, was ich gedacht hatte, als ich vor einigen Monaten den Flug hierher gebucht hatte. Es ist genau der Grund, warum ich schon wusste, dass ich nach meinem ersten Besuch hierher zurückkehren würde, ohne jemals hier gewesen zu sein.”
“Wir waren nie so viel, wie wir hätten sein können, und noch heute trete ich beim Gedanken daran trotzig gegen kleine Steine.”
“Denn da sind diese Sätze, die ich lange nicht sagte, die mir so aus dem Mund fallen, langsam zu Boden sinken wie die Blätter der Bäume um uns herum, kleine Kreise ziehen in Atemwolken, sich noch einmal aufbäumen, bis sie mit einer Ecke und dann ganz den Boden berühren und liegenbleiben.”
“Ich werde da sein. So lange nur der Weihnachtsbaum brennt.”