Woche woanders #3: Echo-Ortung für Blinde, Zombies, Fair Trade und Bahnhöfe

Julia Seeliger mit “Ich mache dich mett” und dem direkten Weg in den Wahnsinn: “Ich rate deswegen am heutigen Gegenteiltag dazu, draußen zu schlafen, ein Katzenbaby zu grillen und es sich gemütlich zu machen. Alles andere führt in den Wahnsinn..”

Jasmin Karalickal und “Klick, hör, sieh” über Echo-Ortung für Blinde und darüber, wie es ist, die eigene Freiheit zu entdecken. Sehr faszinierend: “‘Ecken sind sehr einfach zu hören und wichtig, weil Nützliches meist in der Nähe ist. … Die Welt ist für mich wie ein Orchester.'”

Andreas Schäfer mit “Leben spielen” über den totgesagten Roman und warum er eben doch nicht tot ist: “Menschen sind keine Zombies. Sie träumen, wünschen und glauben nun mal an Veränderung. … und solange das so ist, werden sie auch ihre Träume und Wünsche in Geschichten fassen … .”

Das mit der Bestandsdatenauskunft sollte man sich als denkfähiger Mensch mal kopfschüttelnd zu Gemüte geführt haben. Richard Gutjahr schreibt in “Bestandsdaten außer Kontrolle” darüber, wie das Prinzip der Unschuldsvermutung nun vollends auf den Kopf gestellt wird.

A propos auf den Kopf gestellt: Unfair Trade – The Fair-Trade Movement does more harm than good von Amrita Narlikar und Dan Kim (Englisch): “Self-proclaimed ethical consumers need to start looking reality in the eye. Fair trade is a form of protectionism, and it should not be allowed to hide behind the mask of morality.”

Und überhaupt zum Thema: Isabel Bogdan hat eine schöne neue Serie, “Besser ist das”, über den Versuch, ein besserer Mensch zu sein. Auch beim Essen, sowieso.

Kurze Pause? Da: Reisen mit Google Street View. Es gibt schon verdammt schöne Flecken auf diesem Planeten (via Kraftfuttermischwerk) und überhaupt sollte man™ ja mehr reisen.

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Mal was zu Medien mit Thierry Chervel und “Der Medienwandel als interne Revolution” über die Problematik bei der Trennung von Print und Online: “Die Online-Leute können vom Print natürlich eine Menge lernen: nämlich all das, was Journalismus einmal war und neu werden muss, Streit, Recherche, Inszenierung.”

Michael Kraske in “Spieglein, Spieglein” über Parallelen zu Helmut Dietls Schtonk! und den “schönschreiberischen Selbstzweck” mancher Spiegel-Geschichten: “Das raunende „vielleicht“, das gern mit dem vermutenden „wahrscheinlich“ gepaart wird, (soll) einen tastenden, sensiblen Sound kreieren … . Journalisten sind aber keine Soundtüftler.”

Es geht auch anders, jedenfalls ist das De Correspondent zu wünschen. Ich kann zwar null Niederländisch, aber das Manifest (unter “Waarom”) liest sich toll. Die ganze Geschichte dazu gibt’s von Sophie Derkzen in der Zeit: “Die Leser bezahlen ihre eigenen Korrespondenten”.

Kate Seabrook hat alle Bahnhöfe der Berliner U-Bahn fotografiert. Herausgekommen ist das Projekt “Endbahnhof”, und wenn man da so seine Stammlinien nochmal nachfährt: toll. Hier zum Beispiel bin ich zwei Jahre lang jede Woche montags bis freitags ausgestiegen.

Carolin Emcke, die sich in “Fremd im eigenen Land” die deutsche Innenpolitik und den Wahlkampf mit dem Blick einer Auslandsreporterin erschließen will. Schönes Stück mit Loriot-Momenten: “Wie lange braucht eine Gesellschaft, um zu erkennen, dass, was über Generationen legal war, nicht unbedingt legitim sein muss?”

Satz der Woche: “Still sitzend, nichts tuend – der Frühling kommt, und das Gras wächst von selbst.” (Haiku)

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