Geht auf die Straßen raus und tanzt!

Packt eure Mäntel in den Schrank, werft eure Wollschals in die Ecke, lasst eure Handschuhe zuhause und hört auf, euch unter euren Mützen zu verstecken. Steckt eure schwarzen Klamotten in eine Kiste und tragt mal wieder Rot und Grün und Bunt, kippt alle Glühweinreste und den Zimt weg, verbrennt die Tannenbäume und macht die Fenster auf, damit ihr es hören könnt, wenn sie es von den Dächern rufen: der Frühling ist da.

Holt eure Sonnenbrillen raus, poliert eure Fahrräder, räkelt euch, dehnt euch und streckt euch dem Licht entgegen. Lasst eure Bärte wachsen, holt die Fusseln aus euren Bauchnäbeln, schaltet mal auf Durchzug und lasst den Wind an eure Frisuren. Setzt euch auf die Parkbänke da draußen, haltet eure winterblasse Haut in die Sonne, blinzelt in die blauen Himmel, macht eure Ohren auf und hört eure Städte wieder atmen. Macht eure Augen mal wieder auf.

Vergesst den Schmerz, vergesst die Angst, hört auf, irgendwas peinlich zu finden, hört auf, euch ständig Fragen zu stellen. Schaltet eure Köpfe aus, denkt mal nicht nach, hört auf, traurige Gedichte zu schreiben, vergesst die Balladen, die Liebeslieder und alles unter 60bpm, macht mal wieder Sport, probiert aus, wie weit ihr gehen könnt, fahrt mal wieder aus eurer Haut, macht mal was anderes. Biegt falsch ab, fahrt Umwege, geht raus aus euren Zimmern, euren Wohnungen, euren Kiezen, euren Städten, vergesst mal alle Pläne und eure Ziele, lasst eure Terminkalender zuhause und sperrt die Vernunft in einen Käfig. Hört auf, vom Leben zu träumen, geht doch einfach mal da hin, wo es ist.

Bestellt einen großen Container und schmeißt weg, was euch die Luft nimmt und sagt zum Abschied leise fuck you, weint keinem Ding auch nur eine Träne nach, kauft einen Bagger und grabt ein tiefes Loch, bestellt die Betonmischer und macht ein neues Fundament aus eurer Leidenschaft, stellt Kräne auf und baut euch mal was Neues auf, bemalt eure Wände mit neuen Farben, und seid doch einfach mal großkariert.

Trefft Leute, die gut für euch sind, und wenn ihr weggeht, bringt Blumen mit, nehmt alles wahr, aber nichts für selbstverständlich, nehmt mit, was ihr könnt. Hört auf, euch aufzugeben. Verschenkt euch.

Wacht doch mal morgens auf und sagt YEAH!, seid doch einfach mal gut drauf und pfeift ein Lied auf alles. Sucht euch was, wofür ihr brennt, und zündet eure Feuer wieder an, sucht euch wen, der euch mitnimmt, geht ans Ende der Welt oder weiter und kauft euch keinen Rückfahrschein.

Macht euch keinen Kopf und keine Gedanken, macht euch lieber mal ein Bier auf und macht euch einen Reim drauf, erzählt euch Geschichten und das Blaue vom Himmel, fahrt Karussell und Achterbahn, rennt und springt und balanciert auf Mauern, fahrt freihändig Fahrrad und steht wieder auf, wenn ihr runterfallt.

Trinkt Getränke, die in der Sonne glitzern, esst Eis, kauft Kuchen und planiert die Straßen mit Krümeln. Lacht und singt und lasst es doch einfach egal sein, wer euch dabei beobachtet. Spürt doch mal wieder was, freut euch, dass ihr wieder am Leben seid, und feiert der Unvernunft ein großes Fest.

Kehrt den Dreck aus euren Körpern, fegt die Winterreste auf den Straßen zusammen und schmeißt sie weg, baut eure Städte wieder auf, sortiert eure Leben und pustet den Staub von euren Herzen, geht mal wieder knutschen, seid jung, seid laut, seid wild, dreht die Regler bis zum Anschlag, hört Musik, die das Leben feiert.

Hey, ihr: geht auf die Straßen raus und tanzt!

 

By L.

I walk fast.

6 comments

  1. Ach, dat liest sich schön. Das hab ich gebraucht. Obwohl ich ja gerne noch etwas liegenbleiben möchte, während da draußen schon alles für den Frühling auf ist…

  2. 🙂 wundervoll. darf ich werbung für diesen text machen?
    also ihn benutzen mit absolut klarem hinweis auf dich und den link hier?
    aber nur wenn das okay ist.

  3. schöne Ansicht 🙂
    bekommt man nur außerhalb von De – war zumindest bei mir so
    Selbsterkenntnis: lebe im falschen Land 🙁

    Dit is leider so

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