Ich hatte nichts, was ich ihr hätte geben können.
Laufen, liegen, von hohen Felsen ins Meer springen. Begehren. In all dem war ich Meister, trotz Anflügen von Höhenangst.
Doch mein Körper liebte das Wasser.
Wenn er langsam auf den Grund eines Sees sank, war die Wasseroberfläche mein Himmel. Und nur wenn ich im Regen stand und die Augen zumachte, konnte ich atmen.
Ich war ein Wassermann.
“Verstehst du?”
Ich verstand. Und blieb.
Während die Stunden ins Land gingen. Für einen Tag. Zwei. Drei.
Am vierten Tag krempelte ich meine Hosenbeine herunter. Am Saum klebten Gras, Erde und kleine Steine. Ich strich die Erde von meiner Haut, nahm meine Schuhe in die Hand und lief weiter. Weg von ihr.
Denn ich konnte sie begehren, mit jeder Faser meines Körpers.
Doch ich konnte sie nicht lieben.
Weil mein Herz und mein Körper dem Wasser gehörten
konnte ich nicht aufhören, den Regen zu lieben.
Barfuß lief ich, lief, lief, lief. Sah mich kein einziges Mal um.
Denn immer noch spürte ich ihren warmen Körper unter meinem. Schloss ich die Augen, fühlte ich ihre Lippen. Ihre Hände, die langsam meinen Rücken entlangstrichen. Meinen Nacken streiften. Sich in meinen Haaren verfingen.
Ich sah ihre weiche, süße Haut, die nach Kirschen schmeckte. Die geschwungenen Lippen, das Haar, das immer ein wenig nach Meer duftete. Ihre Augen. Runde, glänzende Kiesel, die man aus einem Flussbett fischt.
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Wenn es aufhört zu regnen, trocknen die Flüsse aus. Und die Fische sterben.
Hallo wunderschoenaberselten/Frau Autorin,
très joli dieser Text. Ich frage mich natürlich, wofür das Wasser stehen soll. Für seine Heimat? Seine Gewohnheiten? Eine andere Frau? Seinen Beruf? Na, vielleicht ist es ja ganz schön, dass nicht so eindeutig zu wissen. Sehr gut auch, dass er es dann nach 4 Tagen schafft, das Weite zu suchen und sich ziemlich bald entscheidet (leider gegen sie). Im wahren Leben ist das wohl oft schwieriger und ein längerer Prozess.
Vielen Dank für diese Geschichte und Grüße,
Stephan