1. stammt vom Lat. fidicula, das Saite und Saiteninstrument bezeichnet.
Im Mlat. wurden daraus fidula, vigella, vitula, im Altfr. viele, später drangen violino, violina durch. Ahd. bescherte uns fidulâ, Mhd. videle und Nhd. fidel. Luther und Alberus sprachen von fiddel. Fiddel ist uns im Dänischen, im Jiddischen mit Fidel und im Englischen mit fiddle erhalten geblieben. Haarig wird es aber bei der Verwendung –
Während Fidel (nur mit i) heute üblicherweise ein Streichinstrument aus Mittelalter und Renaissance meint, ist Fiedel (mit -ie) ein etwas salopper Ausdruck für die Violine.
Das Überraschungsei:
2. fiedel bezeichnete auch ein Holzstück, das um Hals und Hände eines am Pranger Stehenden gelegt wurde. Heinrich von Kleist schrieb dazu: “ei, so zum henker, sags, es ist mir recht, / wenn du die fiedel dir ersparen kannst. / ‘o du abscheulicher! du undankbarer!”
Übrigens:
Das Adjektiv fidel schreibt sich zwar gleich, hat aber eine andere Bedeutung (unbeschwert, fröhlich, lustig, heiter) und einen anderen Ursprung (von lat. fidelis). Fidelis, das ursprünglich “treu, zuverlässig” bedeutet, wurde im 17. Jh. ins Deutsche übernommen und entwickelte in der Studentensprache im 18. Jh. den Sinn “lustig, vergnügt”.
Zum Weiterlesen & wer’s noch nicht wusste:
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Pranger-Promi war Daniel Defoe (Schriftsteller (Autor von Robinson Crusoe), Essayist, Kaufmann). Er kam im Mai 1703 mit 43 ins Gefängnis, als herauskam, dass er der Verfasser des im Jahr zuvor erschienenen The Shortest – Way With The Dissenters gewesen war, in dem der Protestant sich gegen die Anglikanische Kirche und ihre blutrünstige Rhetorik gewandt hatte. In dem satirischen Pamphlet hatte er deren Aussagen nachgeäfft und die sofortige Hinrichtung aller Andersgläubigen gefordert, was anfänglich bei der Anglikanischen Kirche auf helle Begeisterung stieß. Als diesen zu dämmern begann, dass es sich dabei um Satire handelte, landete er für drei Tage im Gefängnis. Dort schrieb er die spöttische Ode Hymn to the Pillory:
“Actions receive their tincture from the times,
And as they change are virtues made of crimes.”
Das Gedicht wurde auf den Straßen verkauft und als er schlussendlich am Pranger stand und dort seine Texte rezitierte, bewarf ihn das Volk der Legende nach mit Blumen und trank auf seine Gesundheit.
Einer der letzten Pranger-Fälle in Deutschland dürfte 1853 eine Frau in Berlin gewesen sein. Heute gibt’s den Pranger dafür aus Zeitungspapier. Ist ja irgendwie auch noch Holz.