Ärgerliche Kinofilme – ein Filmverriss: "Keinohrhasen"

Auf eine Vielzahl von Empfehlungen war ich heute in Keinohrhasen, dem neuen Film von und mit Til Schweiger.
Kurzer Abriss der Story: Ludo, Idiot und Journalist bei der Boulevardzeitung “Das Blatt” (toll: Matthias Schweighöfer als spätpubertärer Paparazzo), stört Wladimir Klitschko, der gerade Yvonne Catterfeld einen Heiratsantrag machen will, indem er durch eine Glaskuppel mitten in die Torte fällt – und dabei wollte er nur die Exklusivfotos der Story kriegen.
Daraufhin verurteilt zu 8 Monaten Sozialstunden in einem Kindergarten, findet er sich in einem Dauerclinch mit Kindergärtnerin Anna (Nora Tschirner mit Riesenbrille) wieder, die noch eine Rechnung mit ihm zu begleichen hat – immerhin hat sie ihm einige Kindheitstraumata zu verdanken. Doch natürlich kommt es anders, und die beiden beginnen nach ca. 50 Minuten, sich leise für einander zu interessieren. …

Ein Kritiker schrieb über den Film, er wolle seine Zuschauer “gnadenlos unterhalten”. Der Film ist tatsächlich einfach nur gnadenlos. Gnadenlos schlecht.
Ich war sehr enttäuscht. Ich mag Til Schweiger (siehe Post) sehr, ja, und die Macho-und-Frauenheld-obwohl-Idiot-Rollen stehen ihm unglaublich gut. Zudem ist in diesem Film war wirklich die Crème de la Crème meiner deutschen Lieblingsschauspieler dabei – darunter Barbara Rudnik als Ludos Schwester, Rick Kavanian als sein Chef, Elena Uhlig.
Vor allem jedoch ein gnadenlos guter Jürgen Vogel, der sich selbst spielt. Nach einer Art scheinbarer Persönlichkeitsveränderung: Mit blonden, kinnnlangen Haaren, Silikon-Po-Implantaten und einem porzellanweißen, geraden Sonnyboy-Gebiss – zum Schreien gut!

Alles andere ist leider nur zum Heulen. Die sehr eindeutigen Anspielungen auf die Medienwelt, der beißende Humor und Wortwitz wären eine tolle Grundlage für einen angenehmen Film gewesen. Die Story wäre an sich echt gut und Stoff für eine interessante Geschichte, die Kinder sind absolut niedlich, die Farben und Bilder schön und einige Einstellungen toll gemacht.

Ich frage mich jedoch, wie die Macher eigentlich den Massengeschmack einschätzen. Und wie schlecht der Massengeschmack wohl sein muss – bei den guten Kritiken und dem Erfolg, den der Film nun seit 3 Wochen hat.
Es war wirklich nicht mehr zum Aushalten. So viele Witze unterhalb der Gürtellinie habe ich schon lange nicht mehr in so konzentrierter Form erlebt. Ok, einer oder zwei sind ja vielleicht mal sogar ganz witzig. Aber in der Dosis wurde mir nur noch schlecht.

Die Hitliste:
Häufigstes Substantiv: Sex
Häufigstes Verb: Bumsen
Häufigste Geste: Stinkefinger

Es war nicht mehr schön. Die Story so derart bewusst nach unten zu ziehen, finde ich sehr schade – noch dazu frage ich mich ernsthaft, wie solch ein Film mit FSK 6 freigegeben werden kann. Sex, Sex, Sex – in allen Ausprägungen. Ok, man muss verdeutlichen, dass auch Ludos Leben sich um nichts anderes dreht, schön, aber warum nimmt er mit diesem Denken auch noch sein gesamtes Umfeld ein?
Um noch einmal die Kritik zu zitieren: “Wenn’s dem Lachen dienlich ist, sammelt er auf niedrigem Niveau Gags ein – auch wenn mal einer daneben geht.” Ich weiß nicht, welchen Film der Kritiker gesehen hat. In meiner Version ging da mehr als einer daneben. Ja, das Kino ist schier geplatzt vor Lachen, die Meute hat gegrölt. Sorry, aber mein Niveau war das nicht.

Nach 55 Minuten waren wir weg – nach zweimaligem “ok, 2 Minuten geben wir dem Film noch, um besser zu werden”.
Er wurde nicht.

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