Auf in den Süden! Betrifft: Antarktis. Eine kleine Abhandlung.


11 Tage Antarktis für 8.000 Euro.

Den Preis dafür bezahlt die Umwelt:
In einem der empfindlichsten Ökosysteme der Erde schwimmt ein 180 Meter großer Ölteppich. Das ist alles, was von dem Antarktis-Kreuzer Explorer übrig geblieben ist.
Gestern Nacht rammte das seit 1969 die Antarktis durchquerende Schiff ganz Titanic-like einen Eisberg, aufgrund eines Lecks lief es langsam voll und sank schließlich, 2 1/2 Tonnen Stahl und Plastik liegen nun dort auf dem Meeresgrund. Gut, das macht sich bestimmt gut als Höhle für diverse Meeresbewohner.

Da Kohlenwasserstoffe, zu denen Erdöl gehört, lipohil sind, sind sie mit Wasser nicht mischbar und schwimmen aufgrund ihrer geringeren Dichte auf der Wasseroberfläche. Läuft das Erdöl nun aus einem Tanker aus, so verdunsten die flüchtigen, kurzkettigen Kohlenwasserstoffe. Die zähe, klebrige Masse, die dabei zurückbleibt, verklebt das Gefieder von Seevögeln, unterbricht die Sauerstoffzufuhr aus der Luft in das Meerwasser und schirmt Meer Sonnenlicht ab.
Der hier entstandene Ölteppich wird inzwischen von Spezialschiffen bekämpft.
Ich wüsste allerdings nur zu gerne, wie hoch der Schadstoffausstoß dieser Schiffe war, bis sie am Unglücksort angekommen sind…

Möchte man nach dem ganzen Öl wieder festen Boden unter den Füßen haben, schnappt man sich am besten eine mehr oder weniger größere Eisscholle. Nimmt man eine ganz große, die bis zu Meeresgrund reicht, so hat man das Festland erwischt.

A propos Festland – die Antarktis liegt ganz im Süden. Und trotzdem ist es dort kalt. Welch Wunder!
Sie ist nicht nur trockenste, sondern auch der höchste, kälteste Kontinent der Erde.
Aber was gibt es über die Antarktis sonst alles zu wissen?

Im Zentrum der Land- und Meeresgebiete um den Südpol liegt der Kontinent Antarktika, der mit 13,2 qkm um 2,7 qkm größer ist als Europa – die größte zusammenhände Eisfläche der Welt. Dieser Kontinent hat keine “richtige” Bevölkerung – abgesehen von ca. 1000 (Winter = Juli) bis 4000 (Sommer) Wissenschaftlern in den 82 Forschungsstationen, die über das gesamte antarktische Gebiet verteilt sind.
Trotzdem wurden hier inzwischen 4 Kinder geboren, 2 chilenische, ein norwegisches Mädchen und ein argentinischer Junge. In den Forschungsstationen wird beispielsweise nach Meteoriten gesucht, Klimaforschung betrieben oder Astrophysik veranstaltet.

Abgesehen von den wenigen Wahnsinnigen Menschen leben hier vor allem viele verschiedene Tier- und Pflanzenarten. Darunter sind Pinguine, Albatrosse, Blau- und andere Sturmvogelarten, Antarktis-Skuas, Wale, Robben, Seebären, Antarktisdorsche, Drachen- und Eisfische – Wissenschaftler gehen jedoch davon aus, dass von den im Eis lebenden Arten erst knapp ein Prozent entdeckt wurde. Doch die Forschung bringt teils erschreckende Ergebnisse: Das Polareis schmilzt. Und das Ozonloch über dem antarktischen Gebiet wird größer und größer. Dadurch verschwinden Plankton und Krill – die Nahrung der Fische. Und mit ihnen verschwindet die Nahrung der Pinguine.

Die Nutzung der Antarktis wurde nach einigen Streitigkeiten seit ihrer Erschließung ab 1820 strikt geregelt.
Der 1961 in Kraft getretene und bis 2041 verlängerte Antarktisvertrag legt fest, dass die unbewohnte Antarktis (60-90° südlicher Breite) ausschließlich der friedlichen Nutzung, insbesondere wissenschaftlicher Forschung, vorbehalten bleibt. Militärische Operationen und wirtschaftliche Nutzung, beispielsweise durch den Abbau der Bodenschätze, sind daher verboten.
Der Vertrag wurde zuerst unterzeichnet von den so genannten Konsultativstaaten mit Gebietsansprüchen in der Antarktis, darunter Argentinien, Australien, Chile, Frankreich, Großbritannien und Norwegen, bei dieser Gelegenheit wurden auch sämtliche Gebietsansprüche eingefroren, die nun lediglich noch auf dem Papier bestehen. Mit den später hinzugekommenen Mitgliedern ohne Gebietsanspruch wie Deutschland, Brasilien, China, Indien und Peru hat das Abkommen inzwischen 45 Mitglieder.

Allerdings gilt es nicht für die Inseln oberhalb der 60° südlicher Breite, die lediglich geographisch zur Antarktis gehören: Die Bouvetinseln (gehören zu Norwegen), Kerguelen (Frankreich), McDonald-Islands und Heard (Australien), Südgeorgien und die Südlichen Sandwichinseln (Großbritannien). Da diese nicht unter den Antarktisvertrag fallen, werden hier auch Militäroperationen durchgeführt.

Anmerkung:
Der politische Status der Arktis ist hingegen weiter ungeklärt, die ursprüngliche Regelung entstammt einem Seerechtsübereinkommen von von 1982.
Staaten mit ozeanischer Küste (Norwegen, Dänemark, Russland, USA, Kanada) haben Recht auf begrenzte Kontrolle der Wasserfläche bis zu einer Entfernung von 200 Seemeilen (ca. 370 km) von der Basis-Küstenlinie. Diese Regelung führt dazu, dass der tatsächliche Nordpol momentan nicht im Besitz eines Staates ist. Die Staaten dürfen jedoch aufgrund einer Sonderklausel regelmäßig eine Erweiterung ihres Territoriums beantragen, was bisher außer den USA alle getan haben.

Der Kampf um die Arktis hat einen einfachen Grund: Allein unter dem Gebiet, das Russland aufgrund angeblich mit dem russischen Festland verbundener Landmassen beansprucht, sollen sich bis zu 10 Milliarden Tonnen Öl befinden.

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