C’est la vie, mon amour. C’est la vie.

Was das Leben ist, fragst du. Ich packe eine Tasche und ein Flugticket ein und denke nach:

während des Flugs über den Mont Blanc, während der Zugfahrt und bei der Suche auf dem Bahnsteig. Beim Radeln auf einem Klapprad, beim Einkaufen, bei Croissants aus je einem Kilo Luft und Butter pro Stück; bei Orangina (mit Fruchtfleisch), Baguette, Pfirsichmarmelade, Steaks; beim Wandern durch die Dünen, während die Kamera fünf Minuten lang für ein einziges Bild belichtet, als ich aus Versehen jemanden mit fotografiere, beim Meeresrauschen bei Nacht, als das Meer so weit weg zu scheint und doch noch ganz nah ist; bei schnarchenden Männern (oder auch nicht). Im Schlafsack, im Wohnwagen, in der Hängematte, am Strand, im Meer, unter der Dusche.

   




 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ich denke nach, während das Salz auf meiner Haut trocknet, während der Sand zurück auf den Strand rieselt, als die Welle mich mit zum Strand zieht. Als das Frühstück im Dreck liegt, als die Ameisen über die Melone herfallen, als die Wäsche auf der Leine trocknet, und während sich der Sand überall hineinfläzt, während ich Briefmarken anlecke und der Wind das Geschrei der Möwen in den Dünen verweht. Während ich noch einen Schluck Wein trinke und einen zweiten Schluck in die Pfanne zum Abendessen gieße, während ein Junge singt “gib mir nur deine Hand, ich kauf dir morgen die Welt”. Ich denke nach, als mir eine Welle eine Finne ins Knie rammt, als ich aussehe wie nach einer Straßenschlägerei, bei Gesprächen zwischen Baum und Hängematte irgendwann nachts. Und als ich einschlafe. Müde und glücklich. Beim Aufwachen, wenn es draußen schon so warm ist, beim Schwimmen und Tauchen. Während der Party, bei der Eminem fast für Kopfverletzungen sorgt, während die Duftkerze die Luft verpestet, während ich am Morgen danach hundert betrunkene Ameisen aus einem Glas schütte und wir Bierdeckel aufsammeln,

                                      

beim Schaukeln im Schaukelstuhl, beim Liegen in der Hängematte, beim Kopfüberfotografieren. beim Abspülen, bei der Frage, ob noch jemand eine Coke Zero will, beim Schreiben und Lesen, Ich denke nach, während ich bei Sonnenuntergang auf dem Surfbrett sitze, und wünschte, das Glitzern des Wassers nie wieder zu vergessen. Bei Autofahrten mit Diskussionen über Männer und Frauen und alles, was dazwischen ist, und während TKKG wieder einen Fall lösen, auf der Fahrt durch Paris und als ich die Wohnungstür zuhause aufschließe,

und mir denke

So ist das Leben:

Das Leben ist dieses Licht, das einfach da ist, die Sonne, die manchmal einfach nicht da ist, die Sterne und die Milchstraße, die man nur sieht, wo es gut ist. Es ist immer jemand, der aufs Klo muss oder Hunger hat oder Durst, jemand, der fragt, wie lang es noch dauert, und die Tatsache, dass immer diejenigen ohne Badekleidung am Strand liegen, bei denen man das am wenigsten gewollt hätte (und das Leben ist auch, dass einen niemand fragt, bei wem man das wollen würde). Das Leben ist ein Neoprenanzug gegen die Kälte, es heißt auch, sich immer an den entscheidenden Stellen nicht mit ausreichend Sonnenschutzmittel eingecremt zu haben, und es ist die Eiswaffel, die an entscheidender Stelle zerbricht.

Das Leben ist eins der Croissants, die ein Tier angeknabbert hat, während wir kurz weg waren; ein Zelt oder ein Wohnwagen, ein Bademeister, der über einen Strand rast. Das Leben ist, dass man verlernen kann, wie hell und dunkel es sein kann, wenn man nur die Straßenlaternen kennt, es ist, wieder eine Ahnung davon zu haben, wie viele Arten von Blau es gibt. Es ist ein Surfer, der auf die nächste große Welle wartet, ein Schaukelstuhl, eine Hängematte und der beste Schlafplatz der Welt. Es ist ein kaltes Meer mit gefährlich hohen Wellen, es ist Weißwasser, das auch für Anfänger geeignet ist, es ist Möwen, die überall nach Essen suchen. Es ist ein Sonnenuntergang und eigentlich ist es unerträglich viel Kitsch.

Und wenn man es am Ende umdreht und ausschüttet, fällt ein Kilo Sand heraus.

(Frankreich 2012. Danke an B. & T. & den belgischen Reifenhändlermitarbeiter.)

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