149 Dinge.

Ich trinke Milch aus Flaschen.
Wein manchmal auch.

Ich habe Prinzipien und bin ein Freund von Ausnahmen. Ich mag kein Bier, hasse Nutella und Schokolade (meistens), aber ich liebe Schokoladeneis. In meiner Wohnung hängen Gedichte an den Wänden. Manchmal mache ich versehentlich durch; manchmal auch absichtlich. Ich höre Hip Hop, Elektro und Klassik. Ich wohne in keinem Szenebezirk und gehe nicht in Clubs, auf Agenturparties oder dahin, wo man gerade hingeht, überhaupt mache ich einen Bogen um die meisten Dinge, die man macht.

Ich mache mir nichts aus Geld und von allem, was ich besitze, brauche ich nur drei Dinge wirklich (und etwas zum Anziehen). Ich weine nicht. Ich bin ziemlich schmerzfrei und mir ist nichts peinlich. Ich glaube nicht an den Hype, aber ich glaube an die Heimat. Ich nehme nie einen Regenschirm mit (schon gar nicht, wenn es regnet). Ich verspreche nichts und halte alles. (Auch den Mund, wenn es sein muss.) Ich liebe Himbeeren und Kirschen und ich bin mit Abstand die schlechteste Kirschkernweitspuckerin, die es gibt. Außerdem die schlechteste Nägellackiererin, Lügnerin, Beifahrerin und Witzeerzählerin der Welt. Dafür kann ich ziemlich gut Grimassen schneiden, Kinder zum Lachen bringen und auf Bühnen und vor Publikum Sachen machen. Und ich kann tanzen, tapezieren, Fliesen und Laminat verlegen, auf Bäume klettern, Armdrücken, Holz hacken, meine Beine verknoten und Kuchen backen.

Bislang habe ich es noch jedes Jahr geschafft, meinen Geburtstag zu vergessen. In Wahrheit bin ich sehr schüchtern. Ich liebe Zugfahrten und hasse Bahnhöfe. Und Klamottenkaufen. Vernunft finde ich toll. Nur finde ich den Reiz von Unvernunft, Spannung und Drama häufig viel spannender.

Dinge, die ich gern viel häufiger machen würde: vorlesen, Küchenkräuter nicht eintrocknen lassen, in Wien sein, draußen sein, Wasser trinken, Sport betreiben, gut aussehen, schöne Dinge schreiben, Verlagsangebote bekommen, schlechte Bücher rezensieren, tolle Fotos machen, gut schlafen, früh aufstehen. Ich kultiviere eine persönliche Abneigung gegen Spiegel Online, Brigitte, Mücken und Schriftverkehr. Wütend machen mich: Gruppenfotos, auf denen alle die Arme aus- und die Daumen hochstrecken; Menschen, die eindeutig unfähig, aber damit sehr erfolgreich sind; tumbe Menschen ohne jede Empathie und ohne jedes Verständnis. Wirklich aggressiv macht mich nichts (außer Free Jazz). Wenn ich mich in Gesprächen langweile, schreibe ich in Gedanken Texte oder zähle die Sekunden und beim Telefonieren tigere ich durch Räume.

Ich mag, was schön ist und gut ist, und liebe kluge Menschen, die vom Leben wissen. Ich bin nicht eifersüchtig.

Ohne Musik ist mir alles nichts und wo meine Worte aufhören, fängt meine Musik an. Aus dem Urlaub verschicke ich kitschige Postkarten und bringe Himbeerlimonade mit. 

Ich bin die Königin der ungelesenen Nachrichten, der heruntergefallenen iPhones und des verbalen Schlagabtauschs. Es gibt nur zwei Menschen, mit denen ich freiwillig telefoniere. Ich liebe Kuchenteig. Gehe ich eine Treppe hoch, muss ich immer die Stufen zählen. Ich wohne alleine mit meinem Klavier und mit Reißzwecken pinne ich Bilder und Notizen auf die Tapete. Manchmal führe ich Selbstgespräche. Meine Bücher stehen in Obstkisten, die einzigen Blumen, die ich besitze, sind vor Monaten verwelkt, ich besitze einen 50cm hohen Stapel Noten, im Winter kaufe ich Holz und Kohlen und heize die Wohnung mit dem Kaminofen. Ich liebe Bildbände. Ich koche höchst ungern und Kartoffeln esse ich nur mit Schale.

Ich glaube an die Heilwirkung von Pommes.

Ich gehe viel zu spät ins Bett und stehe viel zu früh auf und ich kann nie meine Füße stillhalten (zu Musik muss ich immer im Takt mit den Zehen wackeln). Viel zu häufig wache ich morgens mit Waschbäraugen auf, weil ich wieder vergessen habe, mich abzuschminken.  Ich liebe das Internet und manchmal hasse ich Social Media. Wenn ich groß bin, will ich Mitglied eines asozialen Netzwerks sein.

Am Meer sammle ich Feuersteine. Das einzige, wovor ich Angst habe, sind Zahnärzte, Tauben und Nacktschnecken. Ich kann Fußball spielen, aber nicht gucken, ich habe immer eine Flasche Seifenblasenflüssigkeit dabei, ich hasse Spontanüberraschungsbesuche und halte mir immer die Ohren zu, wenn ein Polizei- oder Feuerwehrauto mit Sirenengeheul vorbeifährt. Menschen mit hängenden Mundwinkeln stimmen mich traurig. Ich liebe Tango. Das einzige, was zuverlässig immer in meinem Kühlschrank ist, sind Eiswürfel und Wodka.

Ich habe nicht mehr alle Tassen im Schrank. Die Gläser in meiner Küche waren einmal Marmeladengläser. Alle. Ich zähle keine Kalorien und finde im Gehen essende Menschen furchtbar unsexy. Salat ist für Kaninchen. Ich hab’ noch einen Koffer in vier Städten, besitze nur 5 Möbelstücke, keinen Jogginganzug und sechs Paar Schuhe, ich liebe Ringelsocken, Sneakers und High Heels und vergesse ständig meine Brille.

Wenn ich beim Filmgucken Angst habe, mache ich meinem Nebensitzer manchmal versehentlich blaue Flecken in den Arm. Ich kann kontern und pokern (und verlieren, wenn es sein muss. Nicht, dass das je vorkäme.). Ich bin ziemlich dickköpfig, aber nicht stur. Ich mag die Akustik in Kirchen. Wenn es nur noch ums Prinzip geht, bin ich weg. Aus Prinzip.

Ich glaube an den Zufall, an die Schönheit, an die Wahrheit, an das Gute, an die Musik. Und an die Liebe. Ich will immer neugierig bleiben, egal, was ich noch sehe und erlebe. Ich <3 Nerds. Das Glück meiner Liebsten wird mir immer das Wichtigste sein. Ich bin verlobt mit der Frau meines Lebens. Bis in alle Ewigkeit lieben werde ich außerdem: Morgensonne in meinem Schlafzimmer, das Meer und die Freiheit. Meist tue ich die unvernünftigsten Dinge in so nüchternem Zustand, dass ich mich im Nachhinein nie mit Betrunkenheit herausreden kann.

Alles, was ich wirklich über Männer wissen musste, habe ich in 15 Jahren auf dem Bolzplatz beim Fußballspielen gelernt. Es gibt da noch ein paar offene Heiratsanträge in meinem Leben. Ich lache sehr gerne und sehr laut. Ich liebe Bärte und kann von nichts die Finger lassen. Es gibt einige Menschen, in deren Gegenwart ich die beste Version meiner selbst bin. Ich bleibe nicht über Nacht. Nur manchmal hinterlasse ich Post-its auf Küchentischen. Ich tue alles, was Sie auch tun würden. +1.

Und ich werde immer heimlich verschwinden —- und unheimlich bleiben.

Erscheinungstermin: 18.08.; 1.164,64 €. –

Vor drei Jahren veröffentlichte ich in einer Serie von Texten unter dem Arbeitstitel  Bettgeschichten  u.a. eine Kontaktanzeige, die im Prinzip keine war. Die Zeiten ändern sich, die Macken bleiben, die Ansprüche steigen, die Prinzipien bleiben und die Anzeige von damals hatte eine Überarbeitung verdient. Voilà.

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