Aufgeben ist nichtmal die zweitbeste Lösung

Nimm die Dinge und schmeiß sie an die Wand. (Tomte)

.

Einen Abgang ankündigen und dann doch nicht durchziehen ist ganz schön albern. Und sieht aus wie billiges fishing for compliments. Ja. Das ist doof. Denn so — so war das wirklich nicht gedacht.

Überhaupt lief so einiges anders als gedacht. Vor einigen Tagen schrieb ich einen Text, der erklären sollte, warum ich das Schreiben, und damit auch diese Seite, scheinbar von heute auf morgen hinschmeißen wollte. In dem Text kam sehr oft (sehr sehr oft) das Wort scheiße vor, deshalb habe ich ihn dann doch nicht veröffentlicht. Ich versuche das mit der Erklärung noch einmal, ohne Verwendung diverser Schimpfwörter (wenn ich eines in Berlin gelernt habe, dann Fluchen, oh ja). 

Ich hatte Selbstzweifel, und davon nicht zu knapp. Eine Zeit lang ging das gut, Zweifel kann ein guter Antrieb sein, aber irgendwann war ich so weit, dass gar nichts mehr ging. Mir fiel nichts mehr ein, und wenn doch, fand ich es …, genau, Sie verstehen. Ich ging sehr häufig zum Altpapiercontainer in den letzten Monaten. Und befand schließlich, dass das mit dem Schreiben eine dumme, fixe Idee war, und ich dafür sicher nicht die Richtige bin. Nebenbei passierten diverse mittel- bis hocherfreuliche Dinge, die mein Dasein enorm erleichterten, und so fand ich mich schließlich vor einiger Zeit in der erfreulichen Situation, an einem Punkt zu stehen, an dem man alles an die Wand schmeißt, was einem lange wichtig war.

So. Nun erzählte man mir kürzlich, Leute mit meinem Sternzeichen seien sehr kämpferisch. Ich habe Sternzeichen noch nie verstanden und glaube, bei geschickter Auslegung können alle Leute mit allen Sternzeichen sehr kämpferisch sein, jedenfalls beschloss ich, dass das so nicht geht. (Zur Entscheidungsfindung trug auch bei, dass man mir telefonisch mitteilte, man werde mich übers Knie legen, sollte ich mich nicht auf der Stelle hinsetzen und wieder schreiben.)

Da wären wir also.

Und eigentlich wollte ich nur sagen: ich war noch nie gut im Reparieren. Und natürlich hadere ich noch mit mir selbst und der Frage, ob ich das überhaupt kann. Aber ich versuch’s. Es wird also diese Seite weiter geben, es wird hier wieder Texte geben, so mich denn die Muse wieder küsst, ich werde diese Idee vom Schreiben wieder aus dem Papierkorb holen, in den ich sie mitsamt allen Texten geworfen habe. Und eigentlich ist man immer zu jung, um einen Traum aufzugeben.

Bleiben Sie uns gewogen. Es wäre eine große Freude.

Published
Categorised as pssst

By L.

I walk fast.

21 comments

  1. hach, wohin gehen die blumen für die fernmündlichen ich-leg-dich-übers-knie menschen? Freut mich, hier zu lesen. Bleiben sie uns gewogen.

  2. Und nun, Fräulein Honig (jetzt wollte ich den ersten Satz schreiben und wurde bin meiner Katze, die einen Türöffner brauchte gestört), will ich mal was sagen. Gratuliere. Du kannst das. Gut. Und wenn ich bei dir nicht ab und zu lesen könnte, was ich könnte, hätte ich die Zeit und den Mut und das Können es so zu können und zu leben wie du, dann war ich viel trauriger über mich. Ich kann nicht mit allem immer was anfangen, aber mit dem ich das kann, kann ich das außerordentlich. So, und nun machst du weiter. Ich lob nämlich nicht so oft. Bis zum nächsten Kaffee an der Spree. Jörg

  3. ich hab auch oft gedacht “ich bin zu alt um irgendwas neues zu lernen, das hätte ich schon in der kindheit anfangen sollen”. und letztens hab ich mir dann einfach trotzdem ne spiegelreflex gekauft, weil ich dachte “was sind schon die paar jahre, die ich hinter mir hab, gegen das, was noch vor mir liegt?” ich habe definitiv noch genug zeit, um neue dinge zu lernen oder alte dinge weiter zu verfolgen und zu perfektionieren. in dem sinne – weiter träumen.

  4. es wäre schade hier nichts mehr lesen zu können, drum ist es gut das dem nicht so sein wird.
    Ich freue mich auf weitere tolle Texte und ich glaube ich werde mir die ein oder andere mal abspeichern um sie festzuhalten falls nochmal der Punkt kommt an dem man denkt aufhören zu müssen…

    vielen Dank bis hierhin für die schönen Stunden beim lesen…

  5. Vernünftige, gute und richtige Entscheidung! Herzlichen Glückwunsch! Und auch mutig, falsche Entscheidungen zu erkennen und dann zurückzunehmen. Hach, ich freue mich! Schreib!

    Hochachtungsvoll,
    Dr. Norden

  6. °:o)§< weiterfliegen, find ich gut. Gestern auf der Buchmesse fiel mir auf, dass sehr viele Schreiber- und innen Bücher veröffentlichen, die vorher nie geglaubt haben, dass sie es könnten. Es kommt irgendwann noch ein glücklicher Zufall dazu (oder auch nicht) – jedenfalls: Es ist schade, wenn man ein Talent verschenkt. Auch wenn man vielleicht nie aus der Bloggerwelt hinaustritt.
    Herzlich
    Monika

  7. Wenn Du den Kalauer erlaubst… wunderschön, dass Du noch schreibst, auch wenn’s vielleicht mal etwas seltener ist 🙂

  8. Hach, das ist ganz ganz schön, dass Sie wieder da sind …
    Aufgeben gilt nicht, ich finde Ihre Texte immer wieder berührend und bin immer wieder gerne hier.
    Beste Grüße aus der Wortgarage von
    Hermann Josef Schmitz

  9. Aufgeben bestimmt nicht die beste Lösung. Aber sich seinen Träumen allzusehr verpflichtet fühlen? Etwa: ich muss muss muss damit weitermachen, weil ich doch auf gar keinen Fall aufgeben will soll darf, und alle anderen sagen ja auch … Vergiss es. Dieser alte abgedroschene Satz von wegen Hör auf dein Herz – da steckt ne Menge drin.

Leave a comment

Your email address will not be published. Required fields are marked *