Der Fall Yvan S. – und das Leben passiert wirklich


Yvan S.
aus Kernen in der Nähe von Stuttgart wurde am 21.August 2007 brutal ermordet. Eine inzwischen 17-Jährige hatte ihrem damaligen Freund erzählt, Yvan hätte sie gegen ihren Willen entjungfert. Dieser steigerte sich darauf in einen derart großen, absolut krankhaften Wahn aus Eifersucht und Wut hinein, der tödlich endete. Gemeinsam mit einem Komplizen ermordete er Yvan mit einem Baseballschläger – ohne diesen jemals gesehen zu haben. Danach zerstückelten sie die Leiche mit Hilfe eines Bekannten, betonierten sie in Blumenkübel ein und versenkten diese im Neckar.

Bis heute ist nicht klar, wie die 17-Jährige überhaupt zu ihrer Behauptung (“erzwungene Entjungferung“) kam – genauso wenig wie nachvollziehbar ist, wie der Haupttäter seine Bekannten dazu bringen konnte, mit ihm gemeinsam einen Menschen umzubringen, den sie nicht kannten – noch dazu wo der “Grund, ihn zu ermorden” – auf nichts als einer Lüge beruhte, wie sich im Nachhinein herausstellte.
Eine ausführliche Schilderung des Urteils, das hohe Jugendstrafen und eine Einweisung in eine psychiatrische Klinik erwirkte, ist hier sowie unter diesem Link zu finden.

Das Krasse an dem Fall ist nicht nur, wie kaltblütig die Tat ausgeführt wurde und wie gefühllos die Beteiligten sich nun dazu äußern. Für besonders grausam halte ich auch, eine Leiche eines Menschen zu zerstückeln, in Blumentöpfe zu verteilen, einzubetonieren und danach penibelst alle Spuren zu entfernen. Woher die Idee stammt? Die allererste Assoziation trifft den Nagel auf den Kopf: Aus einem Mafia-Film.

Man muss sich das einmal vorstellen.

Dann wird einem allein von den Bildern im Kopf schlecht.

Ich sehe sehr gerne gute Filme, egal ob Thriller, Actionfilm, Tragikomödien oder anderes. Stellt sich die Frage, wie viele Friedhöfe die im Laufe der Filmgeschichte “produzierten” Leichen füllen würden. Zu Tode kommen sie häufig durch Fremdeinwirkung, literweise Blut fließt und spritzt auf Wände, Böden und Kleidung, Leichen werden verscharrt, verbrannt, (eher selten) beerdigt, zur Seite getreten, überfahren, liegen gelassen, versteckt – oder zerstückelt und einbetoniert.

Hollywood an Erde – that’s entertainment! Leute, das ist ein Film!
Das im Fernsehen zu sehen und dann 1:1 zu übernehmen ist unvorstellbar krank. Vor allem lässt es eines aus den Augen: Den glorreichen Held, der seinen Feind im letzten Moment “erledigt” hat, erwartet keine Jugendstrafe, sondern der Applaus des Publikums und eine Millionengage. Und sobald der Regisseur “Cut” gerufen hat, steht die “Leiche” auf, klopft sich den Staub von der Kleidung, streicht sich das Theaterblut vom Gesicht und geht zum Mittagessen. Spätestens nach 90 Minuten Spielfilm ist der Zauber vorbei. Denn

Das Leben ist kein Film, und das Leben ist kein Spiel.
Hier stehen Menschen nicht wieder auf,
so oft man auch “Schnitt” ruft.

Und hier bleiben Angehörige zurück,
in deren Leben nichts mehr so ist wie zuvor.

Das ist Leben.
Willkommen in der Realität.

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