Wie viel Information verträgt ein Mensch?

Mein normaler Arbeitstag ist laut Arbeits- und Tarifvertrag* 8 Stunden lang. Das ergibt eine 40-Stunden-Woche, jedenfalls theoretisch – meine tatsächliche Arbeitszeit liegt deutlich darüber.

In dieser Zeit erhalte ich im Normalfall täglich:
– online 2 neue fachliche Informationen
– 17 Mails in meinem Postfach, davon 4 quasi-private
– 12 Mails im Postfach eines Kollegen, dessen Mails ich bearbeite
– einen 2,5 cm dicken Stapel Post, darunter zu bearbeitende Unterlagen, Rückpost und weitere
– 2 Mailings,
– 1 Flyer und
– 0,5 neue Produkte, Änderungen und Produktinformationen.

Hinzu kommen
– 2 Tageszeitungen
– 40 Kollegen mit diversen Informationen und die alle etwas zu erzählen haben
– 1 Mittagspause

Mindestens.
Denn dazu sollte man noch addieren:
– 1 Handy
– viele Telefonanrufe
– 1 Anrufbeantworter zuhause
– der Laptop zuhause
– abends das Radioprogramm

Nach einem Bericht der Tageszeitung San Jose Mercury News ermittelte die University of Berkeley 2003: Im Jahr 2003 wurden weltweit fünf Exabyte (fünf Millionen Terabyte) an Informationen gespeichert. Das sind 5.000 000 000 000 000 000 Byte und 800.000 000 Byte (800 MB, also etwas mehr als die Menge eines durchschnittlichen 512er-Arbeitsspeichers) pro Nase bei damals 6,3 Milliarden Menschen.

Im Augenblick frage ich mich nur: Bei dieser hohen Informationsdichte – wie viel bleibt tatsächlich effektiv am Ende hängen? Das meiste merken wir uns doch erst nach mehrmaliger Verwendung oder Betrachtung, so dass kaum eine Garantie besteht, dass wir nicht die Hälfte aller Infos schon nach 20 Minuten wieder vergessen haben.

Die “Erinnerbarkeit” hängt natürlich entscheidend davon ab, ob wir die neue Information beispielsweise mit etwas Bekanntem assoziieren können. Doch selbst das hilft uns nicht unbedingt weiter – bei einer E-Mail von jemand Unbekanntem oder einem neuen Thema ohne Verknüpfungen zu etwas Altem.
Mir passieren da teilweise recht kuriose Dinge. Nichts Böses ahnend, liege ich abends auf meinem Sofa, als mir siedendheiß einfällt: Du hattest dem Kunden versprochen, morgen früh…
Solche Informationen kommen komischerweise nie zu spät, sondern immer genau rechtzeitig – quasi als hätte man einen Alarm im Gehirn aktiviert.

Man könnte manchmal fast glauben, wir seien schlauer als wir denken…


Manchmal.

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