Technik vs. Natur: Wer war zuerst in unseren Köpfen?


“Mami, die Zuckerrübe schmeckt wie richtiger Zucker!”

“Die Katze schnurrt wie ein Auto!”

“Papi, der Bär sieht aus wie mein Kuschelteddy!”

“Der Kartoffelbrei schmeckt wie aus echten Kartoffeln!”

“Der hat ein Grinsen wie ein Smiley!”

“Guck mal da, der Vogel sieht aus wie ein Flugzeug!”

“Der Papagei klingt wie ein kaputter Wecker!”

Ich empfinde solche Vergleiche häufig als äußerst befremdlich.
Denn – was war zuerst? Es geht hier noch nicht einmal um ewig diskutierte Huhn-oder-Ei-Frage. Sondern um etwas mindestens ebenso Wichtiges – was ist zuerst in unserem Bewusstsein? Und: An welchem Punkt beginnen wir unsere Assoziationsketten?

Der Beginn der Industrialisierung ist 160 Jahre her.
Wir haben uns inzwischen in vielen Bereichen mindestens genauso weit von unseren Ursprüngen und denen der Technik, die wir verwenden, entfernt. Dadurch ist völlig aus unserem Bewusstsein verschwunden, was zuerst war. Dass zuerst der Vogel lebte und dann das Flugzeug… nicht lebte. Wer aber mehr fliegende Flugzeuge als Vögel sieht (pickende Tauben zählen nicht dazu, die rennen ohnehin nur in Bereichen bis 25cm Höhe herum), dessen Assoziationen wandeln sich – von “wirhaben es geschafft, ein Flugzeug zu bauen, das die Form eines Vogels hat!” zu “der Vogel da oben sieht aus wie ein Flugzeug”.

Wie weit müssen wir uns von der Natur (, falls man sich von einem derart abstrakten Begriff entfernen kann) entfernen, bis die technische Realität über der natürlichen

Natürlich, ja, Technik ist toll, Technik ist praktisch, Technik ist wunderbar, Technik ist unverzichtbar. Nur: Nicht nur in unseren technischen Entwicklungen – auch um bei der Thematik der Verringerung von umweltschädigenden Emissionen oder der Entsorgung von Altlasten weiterzukommen – ein gefühlter “Rückgriff” in die Kiste Natur ist immer häufiger unverzichtbar. Angesichts der Zahl der Tierarten, die immer noch kaum erforscht wurden, liegt hier trotz bisheriger wissenschaftlicher Fortschritte noch ein immenser Schatz an Ideen und Anregungen für neue Entwicklungen.

Und wenn wir an den Punkt kommen, an dem wir nur noch Flugzeuge sehen, ist es höchste Zeit für einen Blick ins “Lexikon der Vogelarten” – besser Ideen von hier als gar keine mehr.

P.S.: Message # 2: Und wer den Wald vor lauter Bäumen…
sollte dringendst darüber nachdenken, seine Pilotenbrille abzusetzen 🙂

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